Renault Scenic E-Tech

Du tust Dich schwer, Dich in Renaults aktuellem SUV-Sortiment zurecht zu finden? Damit bis Du nicht allein. Schwierig ist das u.a., weil hier einige Modelle auftauchen, die früher andere Karosserieformen nutzten. Ein Beispiel: Der Scenic, der in Generation V vom Kompaktvan zum Sport Utility Vehicle befördert wurde. Wie nützlich und sportlich der Scenic als Kompakt-SUV ist – und ob er so gut stromert wie ein Kia Niro EV und Smart #3? Ein Testbericht.

Renault Scenic E-Tech Electric: ein Kompakt-SUV wie der Arkana und Austral – aber rein elektrisch

Bevor wir mit dem Renault Scenic V in die Testfahrt starten, werfen wir das Navi an. Wir wollen wissen, wo wir den Scenic im Renault-Sortiment als SUV verorten dürfen. Während das Navi rechnet, starten wir derweil mit einer groben Einordnung. Mit einer Länge von 4,47 Metern platziert sich der Scenic als SUV in derselben Klasse wie der Vorgänger, der 4,41 Meter lange Kompaktvan: i.e. im C-Segment, sprich der Kompaktklasse.

In diesem Segment hat Renault bereits zwei Modelle im Programm: das 4,51 Meter große Steilheck-SUV Austral und das 4,55 Meter lange Crossover-SUV Arkana. Beide werden ebenfalls in einer “E-Tech”-Variante angeboten, allerdings mit einem Vollhybrid-Antrieb namens E-Tech Hybrid. Der Renault Scenic E-Tech trägt hingegen immer den Zusatz Electric: d.h. es handelt sich um ein reines Elektroauto.

Frische Form, andere Proportionen – neue Herausforderer

In seiner neuen Rolle als kompaktes E-SUV steht der Renault Scenic E-Tech neuen Herausforderungen und Herausforderern gegenüber: z.B. einem Kia Niro EV, einem Mercedes Benz EQA, einem Smart #3 – und nicht zuletzt dem Citroen C4 bzw. e-C4. Die Gegner erblicken auf der anderen Seite einen Scenic, der sich komplett gewandelt hat – ein Familienauto soll er aber geblieben sein. Die wichtigste Änderung ist die der Karosserieform des 4,47 Meter langen, 1,86 Meter breiten und 1,57 Meter hohen SUVs.

Ein Beispiel: Beim Kompaktvan Scenic formten die Motorhaube und Windschutzscheibe zuletzt eine durchgehende schräge Linie. Als SUV kehrt der Scenic dieser Silhouette den Rücken. Die Motorhaube ist flach, lang und hoch positioniert – die Frontscheibe steht steil und ist deutlich kürzer als beim Vorgänger. Anders sind auch die Proportionen: Der Radstand beträgt 2,79 Meter, sechs Zentimeter mehr als bisher. Dadurch verkürzen sich die beiden Überhänge.

Scenic E-Tech: windschnittiges SUV mit elegantem Steilheck und großen Rädern

Die kurzen Überhänge des Scenic E-Tech sind typisch SUV. Renault versucht aber auch Elemente einer Limousine ins Design einfließen zu lassen. Damit folgt man dem Pfad, den Citroen mit dem e-C4 eingeschlagen hat. Dessen Heck trägt unverkennbar coupehafte Züge. Das Heck des Scenic ist der Form nach ein Steilheck. Optisch hat es Renault aber so geschickt gestaltet, dass es wie ein Fließheck wirkt.

Das Ergebnis ist ein optisch besonders schlankes, schnittig Heck. Auf die windschnittige Form hat Renault bei der Gestaltung des Scenic-SUVs besonderen Wert gelegt: angefangen bei den Tagfahrlichtern und Lufteinlässen über die bündigen Türgriffe bis zur Gestalt des Heckdiffusors. Markant und windschnittig sind auch die Räder, insbesondere die optionalen 20-Zöller. Die Gretchenfrage laut aber: Bleibt bei diesem engen Blechkleid genug Raum für die Familie, fürs Praktische?

Scenic als SUV: sehr geräumig, noch mehr Stauraum – aber weniger variabel

Ein guter Platz, um auf diese Frage eine Antwort zu finden, ist der Kofferraum. Der des Scenic IV hatte ein Volumen von 506 bis 1.554 Litern. Der Kofferraum des Scenic E-Tech verstaut 545 bis 1.670 Liter: mithin also ein, zwei Koffer mehr als der Kompaktvan. Sein Kofferraum war jedoch einfacher und variabler zu nutzen: weil die Ladekante beim SUV mit 78 Zentimetern deutlich höher liegt; und die Position der Rückbank nicht längs verändert werden kann.

Das wirkt sich auch auf die Flexibilität im Fahrgastraum aus. In dem finden wir im Scenic-SUV erneut etwas mehr Platz vor als im Kompaktvan. Auf der Rückbank zeigt sich, dass das Steilheck tatsächlich von Vorteil ist – in Form einer großzügigen Kopffreiheit. Äußerst großzügig ist Renault innen auch bei der Vergabe praktischer Staufächer: sie bieten nahezu 40 Liter zusätzlichen Stauraum. Gut drei Liter entfallen auf die längs verschiebbare vordere und die schwenkbare hintere Mittelkonsole.

Großes innovatives Panoramadach - “OpenR link”-Infotainment mit allen Google-Services

Der Innenraum des Renault Scenic E-Tech geizt überdies nicht mit attraktiven technischen Extras. Ab der “Techno”-Ausstattung baut Renault auf Wunsch ein riesiges Solardach ein, das innerhalb von Sekunden interaktiv seine Lichtdurchlässigkeit verändert kann. Das Dach besteht zumal aus recyceltem Glas; insgesamt beträgt der Anteil recycelter Materialien im Innenraum 80 %. Die digitale Ausstattung übernimmt Renault hingegen nicht, in recycelter Form.

Die “OpenR link”-Software ist eine Neuentwicklung, die in Kooperation mit Google entstanden ist. Die Inhalte werden ab Werk auf einem 12 Zoll großen Digitalinstrument und einem 9 Zoll großen Touchscreen angezeigt; die Smartphones werden ohne Kabel eingebunden. Kabellose Laden kann der Scenic E-Tech ab der “Techno”-Ausstattung – die Software over-the-Air aktualisieren ab Werk. Ab Werk installiert sind auch viele der gut 30 Assistenzsysteme, z.B. der aktive Spurhalte- und Notbremsassistent.

Renault Scenic E-Tech Electric: effizienter, fremderregter E-Motor mit 170 oder 220 PS

Neue Assistenzsysteme wie der Fahrverhalten-Trainer “Safety Coach” oder der erheblich verbesserte Autobahn- und Stauassistenten “Active Driver Assist” liefert Renault für den Scenic E-Tech gegen Aufpreis. Der “Active Driver” beherrscht das vorausschauende Fahren. Dafür nutzt die “openR Link”-Software ebenso Navidaten wie für die Planung einer effizienten Ladestrategie. Das erlaubt es z.B., die Batterie richtig vorzukonditionieren – und die Ladepunkte bzw. die Route anhand der Zahlungspräferenzen auszuwählen.

Wie viel elektrische Reichweite und Leistung im Renault verfügbar sind, entscheidet die präferierte Ausstattung. Im Scenic E-Tech Evolution und Techno sorgt der “Comfort Range” Antrieb für Schwung: mit einer 170 PS und 280 Nm starken fremderregten Synchronmaschine an der Vorderachse. Die Leistung reicht für einen 0-100-Sprint in 8,6 Sekunden und 150 km/h Spitze.

Bis zu 625 Kilometer Reichweite, schnelles Laden und ein ausgewogenes Fahrwerk

Der Lithium-Ionen-Akku speichert im Scenic E-Tech Comfort Range 60 kWh – sie reichen laut WLTP für 420 Kilometer. In den Ausstattungen “Techno”, “Esprit Alpine” und “Iconic” rückt das Kompakt-SUV mit dem “Long Range”-Antrieb aus. Er bringt 220 PS und 300 Nm auf die Vorderräder – sie sorgen für eine Höchstgeschwindigkeit von 170 km/h und einen Antritt von 0 auf 100 in 7,9 Sekunden (Kraftstoffverbrauch kombiniert WLTP: 16,3 / 16,8 kWh auf 100 km, 0 g/km CO2 und Energieeffizienzklasse A+++).

Der größte Unterschied ist – wie es die Bezeichnung vermuten lässt – die Reichweite. Im Scenic E-Tech Long Range verbaut Renault einen Akku mit 87 kWh; laut WLTP kann man mit ihm mit einer Reichweite von 625 Kilometern planen. Diese Ausdauer ist im Kompakt-Segment führend: Trotzdem gibt sich der Scenic E-Tech beim Laden keine Blöße: mit 22 kW AC- und 150 kW DC-Leistung. Wie ist Renault die Abstimmung seines einstigen Kompaktvans als SUV gelungen? Auf den Punkt, komfortbetont aber keineswegs verweichlicht.