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Audi RS6 Avant
Gesamtrate im Monat
Angaben sind später anpassbar.
Gesamtrate im Monat
Stärken:
- Expressives Exterieur
- V8 mit maximal 630 PS und 850 Nm
- Fahrdynamik der Extraklasse
- Schlankes & funktionales Cockpit
- Auch praktisch ein Ass
Schwächen:
- Hoher Preis
- Hohe Emissionen & hoher Verbrauch
- Wenige Assistenten Serie
Auf den Punkt gebracht
Audi RS 6 Avant im Test
Praktischer Business-Kombi oder praktisch ein Rennwagen?
Das haben wir getestet:
12.01.2024 | Audi ist sich sicher: Schöne Kombis heißen Avant. Haben sie die Leistung eines Sportwagens, hängt Audi die Gütesiegel “S” oder “RS” an. Gebaut werden sie von der Audi Sport GmbH. Die erste Duftmarke setzte 1996 der S6, die technologischen Meilensteine stets der RS 6 Avant. Wie gut der Sportwagen-Kombi heute ist, erfährst Du in unserem Test.
Exterieur
Audi RS 6 Avant Exterieur: tarnen & Konkurrenz dezent warnen
In der Tierwelt ist Tarnen und Täuschen überlebenswichtig, beim Militär ebenso. Beim Automobil dient die Mimikry weniger essentiellen Zwecken: sie ist ein Statement. Im Falle des Audi RS 6 Avant ist es seit jeher ein bewusstes Understatement. Wer flüchtig hinsieht, könnte den Supersportwagen für einen gewöhnlich Kombi der oberen Mittelklasse halten: einen höchst eleganten und hochwertigen. Mit dieser Einschätzung liegt man auch nicht daneben.
Der Audi RS 6 Avant taugt ohne Einschränkungen als repräsentativer Business- oder praktischer Familien-Kombi. Aber, er kann mehr, viel mehr. Sehen wir genauer hin, erkennen wir: die Audi Sport GmbH deutet dieses Mehr dezent, aber unmissverständlich an. Expressives Exterieur trifft exzellente Leistung lautet das Motto. Damit das gelingt, bleibt kaum ein Karosserieteil unverändert: abgesehen vom Dach, den Vordertüren und der Klappe des Gepäckraums.
Dank der weit ausgestellten Kotflügel gewinnt der RS 6 Avant in der Breite vier Zentimeter gegenüber dem herkömmlichen A6 Avant. Der Kühlergrill im typischen Singleframe baut gleichfalls breiter, zugleich flacher: der Auftritt gewinnt damit an Dynamik. Das Heck übernimmt dieses Muster, etwa in Form der vier ovalen Endrohren der “RS”-Abgasanlage. Drei Optik-Pakete und 13 verschiedene Lackierungen erlauben eine pointierte Individualisierung.
Motor/Antrieb
Der Antrieb: V8-Biturbo mit 600 und 800 Nm oder 630 PS und 850 Nm
Die 21 oder 22 Zoll großen Räder können mit ihren Aluguss-Felgen ebenfalls glänzen – ihre Hauptaufgabe ist aber eine andere. Sie müssen die Kraft auf die Straße bringen. Dass Audi beim RS 6 Avant vorne 275er und hinten 285er aufzieht, deutet an: Kraft ist im Übermaß vorhanden. Wie viel Leistung der V8 hat, hängt von der Variante ab. Im gewöhnlichen RS 6 Avant entlockt Audi dem vier Liter großer Biturbo 600 PS und 800 Nm.
Sie schießen den “High-Performance”-Kombi in 3,6 Sekunden auf 100, in 12 Sekunden auf 200; und mit Dynamikpakt “plus” auf maximal 305 km/h. Das sollte selbst für einen Sportwagen, der sich als Kombi tarnt, genügen – wäre da nicht die Konkurrenz: z.B. der BMW 5er Touring und die Mercedes-AMG E-Klasse. Auf Wunsch serviert Audi deshalb einen Nachschlag: den RS 6 Avant performance mit 630 PS und 850 Nm (Kraftstoffverbrauch kombiniert WLTP: 17,7 Liter auf 100 km, 289 g/km CO2 und Energieeffizienzklasse k.A.).
Hauptverantwortlich für den Leistungszuwachs sind die größeren Verdichterräder der zwei “Twin-Scroll”-Turboladern; sie erhöhen den relativen Ladedruck von 1,2 auf 1,4 bar. Der höhere Druck versorgt die Brennkammern mit mehr Luft. Das erhöht den Füllungsgrad und in der Folge die Leistung und die Effizienz. Von der 0-100-Sprintzeit zwackt die Zusatzleistung 0,2 Sekunden ab; vom 0-200-Sprint rund eine halbe Sekunde.
Fahrgefühl
RS 6 Avant: Fahrdynamik zum Verlieben – Verbrauch zum Abgewöhnen
In puncto Effizienz erhält der V8 zusätzliche Unterstützung von der Zylinder-Abschaltung; und vom 48-Volt-Mildhybrid-System (MHEV). Es lässt den RS 6 Avant bei geringen Leistungsanforderungen segeln; außerdem beschleunigt es den Neustart des Start-Stopp-Systems. Der Biturbo läuft deshalb bei Niederlast ruhig und gutmütig – der Verbrauch ist mit 14 Litern und mehr dennoch horrend. Dass das MHEV hilft, gut einen halben Liter Benzin zu sparen, macht das Kraut demnach nicht fett.
Die Achtstufen-Wandlerautomatik “tripronic” verdient sich indessen unser fettes Lob – uneingeschränkt. Sie arbeitet in allen Fahrsituationen effizient, flexibel und spontan: auf der Rennstrecke wie beim Anfahren mit Hänger. Die Automatik ist im RS 6 Avant aber keineswegs allein mit ihrer weiten Spreizung. Diese Kunst beherrschen zumal Fahrwerk, Lenkung und Allradantrieb. Beim Fahrwerk legen die zwei Alu-Fünflenker-Konstruktionen an der Vorder- bzw. Hinterachse und die adaptive Luftfederung die Basis.
Mit dem “Audi drive select”-Programm passen wir die Arbeitsweise der Federn wie die des Motors, der Automatik, der Lenkung und des Differentials nach Gusto an; u.a. mit den Programmen “RS1” und “RS2”. Beim “quattro”-Allradantrieb übersetzt serienmäßig ein Mittendifferential unsere Wünsche. Wenn’s besonders dynamisch sein soll, kann es bis zu 85 % der Kraft auf die Hinterachse legen.
Ausstattung/Extras
Die “RS”-Extras: noch mehr Dynamik, Biss – und scharfes Laserlicht
Dieses Basis-Fahrdynamik-Programm des Audi RS6 Avant lässt sich selbstredend umfassend ausbauen: das “RS”-Siegel verpflichtet. Das optionale Sportdifferenzial verteilt die Antriebskraft auch auf der Hinterachse voll variabel: das steigert die Fahrdynamik abermals. Die Dynamik-Allradlenkung zielt in dieselbe Richtung – und schafft es gleichzeitig, die Fahrstabilität zu verbessern. Als kongenialer Partner fungiert das elektrohydraulische Sportfahrwerk.
Es verbindet den RS 6 Avant noch enger mit der Fahrbahn; und es reduziert die Wank- wie Nickneigung: essentiell bei hohem Tempo. Hier sind auch kräftige Bremsen gefragt. Die liefert Audi frei Haus. Vorne verbeißen sich 10-Kolben-Festsättel in 440 Millimeter große Bremsscheiben. Die optionalen “RS”-Keramikbremsen taugen nur für die Rennstrecke; im Normalbetrieb bleiben sie schlicht zu kalt
Bei den Serien-Scheinwerfern knausert Audi leider. Voll-LED-Scheinwerfer gehören heutzutage selbst bei einigen Kleinwagen zur Grundausstattung. Die optionale HD-Matrix LED-Scheinwerfer sind mit ihrem Laserlicht ein Extra, das sich lohnt. Das Laserlicht verdoppelt die Leuchtweite des Fernlichts; und verbessert auch die Kontrasterkennung merklich – ein unverzichtbares Sicherheitsplus bei hohen Geschwindigkeiten.
Fahrassistenten/Sicherheit
RS 6 Avant: Fahrassistenten in Hülle und Fülle – aber erst gegen Aufpreis
Beim Potential des RS 6 Avant wären wir der Ansicht, dass das Matrix-Licht serienmäßig verbaut werden sollte. Die Kosten dürften bei einem Startpreis weit jenseits der 110.000 Euro voll gedeckt sein. Bei den Fahrassistenten wiederholt sich dieses Muster. Das Sortiment ist mit über 30 hochwertigen Systemen voll gepackt – leider verbaut Audi die wenigsten ab Werk.
Zur Serienausstattung gehören u.a. die Assistenten “Audi pre sense basic” und “Audi pre sense front”. Der erste Assistent leitet vorausschauend Schutzmaßnahmen ein, wenn bspw. eine Vollbremsung oder ein Auffahrunfall droht. Der zweite Helfer versucht eben diesen durch eine rechtzeitige Vollbremsung zu verhindern. Diese bescheidene Basis lässt sich wie gesagt mannigfach erweitern: Assistent für Assistent oder paketweise.
Ein Assistenten-Bündel nennt Audi “Tour”. Der mächtigste Helfer dieses Pakets ist der adaptive Fahrassistent. Er hält den RS 6 Avant bis Tempo 250 eigenständig auf Abstand und in der Spur. Das “Stadt”-Paket bündelt seinerseits fünf Assistenzsysteme, die vor allem im Stadtverkehr für mehr Sicherheit sorgen: u.a. den Kreuzungs- und Querverkehrs-Assistenten. Ein Spurwechsel- und Ausstiegs-Warner runden das Paket ab.
Interieur
Schlankes, übersichtliches und digitales Sport-Cockpit ab Werk
Bisher durfte sich der RS6 Avant im Test vornehmlich von seiner dynamischen, ausdrucksstarken Seite zeigen: seiner Schokoladen-Seite. Doch was kann Audis Supersport-Kombi innen? Wie edel ist er eingerichtet, wie einfach ist er zu bedienen – und wie praktisch ist er? Optisch und qualitativ setzt sich innen fort, was sich außen angebahnt hat. Der Audi-Kombi gibt sich, dezent, aber unmissverständlich, als Vollblut-Racer zu erkennen.
Das Cockpit ist wie gewohnt auch im RS 6 Avant stark auf den Fahrer ausgerichtet. Das gesamte Armaturenbrett zeigt sich klar gegliedert. Es wirkt leicht, edel und sportlich, letzteres bspw. dank der “Aluminium Race”-Zierblenden. Sie rahmen u.a. die drei digitalen Displays ein. Das 10 Zoll große Digital-Instrument präsentiert übersichtlich alle Daten, die bei einem Sportwagen interessieren: von der Öltemperatur bis zur Rundenzeit. Zusätzliche Infos blendet das Head-up-Display direkt im Fahrerfeld ein.
Die zwei anderen Displays dienen zur Anzeige und Bedienung des serienmäßigen Navigationssystems. Die Bedienung ist mir ihren Wisch- und Touchgesten ähnlich wie die unserer Smartphones: wir vermissen den alten Dreh-Drück-Steller dennoch, weil er uns weniger abgelenkt hat. Alles in allem geht uns die Bedienung des RS 6 aber recht einfach von der Hand – auch aufgrund der Sprachsteuerung und der Tastenleiste unter den Displays.
Kofferraum/Ladevolumen
Audi RS 6 Avant: geräumig, praktisch – und bei Bedarf sogar mit Hänger
Platz zum Bedienen und Sitzen haben wir mehr als genug, auf allen fünf Sitzplätzen. Bei einer Länge von 4,95 Metern und einem Radstand von 2,93 Metern war das aber zu erwarten. Erwartet haben wir uns auch einen hohen Sitzkomfort. Die Qualität der werksseitig verbauten ”RS”-Sportsitze hat uns aber positiv überrascht, in Bezug auf den Komfort und die Materialien. Am liebsten möchte man ewig sitzen bleiben.
Die serienmäßige 4-Zonen-Klimaautoamtik hat daran sicherlich auch ihren Anteil. Ähnlich bequem und außerdem sehr praktisch geht es auf den Rücksitzen weiter. Die Lehnen sind vom Kofferraum aus umzuklappen; mit einem schmaleren Mittelstück als Durchreiche. Bei Bedarf schluckt der 565 bis 1.680 Liter großer Kofferraum des RS6 Avant so auch sperriges Ladegut mit einer Länge von rund 2 Metern.
Dass das Mercedes-AMG E 63 S T-Modell mit 640 bis 1.820 Litern um einiges mehr verstauen kann, dürfe einigen Besitzern sauer aufstoßen. Die große Kofferraumbreite und die elektrische Heckklappe bzw. Laderaumabdeckung sollte das erregte Gemüt aber rasch wieder beruhigen. Wer will kann mit dem Audi RS 6 Avant in aller Ruhe auch einen Anhänger koppeln. Erstmals liefern die Ingolstädter auf Wunsch ein Anhänger-Vorrichtung. Der Supersportwagen wird zum Praktiker.
Fazit
Der Audi RS 6 Avant ist und bleibt das Aushängeschild der Audi Sport GmbH: elegant, ausdrucksstark, dynamisch und auf dem Kopfsteinpflaster so souverän wie der Rennstrecke. Das bei diesen Eigenschaften die Herausforderer rar gesät sind, versteht sich von selbst.
Als Kombi mit Sportwagenleistung kann ihm nur das Mercedes-AMG E 63 S T-Modell das Wasser reichen. Er hat ein paar PS weniger, dafür packt er ein paar Liter mehr Gepäck ein. In puncto Fahrdynamik muss sich der RS 6 Avant knapp dem BMW M5 geschlagen geben. Aber der ist eine Limousine und deshalb weniger praktisch – und mit 625 PS auch weniger stark.
Der V8 im RS 6 Avant leistet 600 PS und 800 Nm, der im RS 6 Avant performance sogar 630 PS und 580 Nm. Der Antritt ist entsprechend fantastisch, auch jenseits der 200 km/h. Die Fahrdynamik ist ein Genuss, das Cockpit funktional und edel. Was uns missfällt? Der hohe Preis und die magere Assistenz-Ausstattung ab Werk.
Meine Meinung zu diesem Modell:
Der Audi RS 6 Avant ist das Modell, mit dem die Ingolstädter die wichtigsten Meilensteine der eigenen Leistungsentwicklung gesetzt haben. Sein Debüt hatte der RS 6 2002, als Limousine und Kombi, mit 450 PS. 2008 feierte ein 580 PS starker V10-Biturbo Premiere. Die aktuelle Generation ist ausschließlich als Kombi zu haben: als RS 6 Avant. Der V8 leistet 600 oder 630 PS. Zum explosiven Antritt passt das dezent-expressive Exterieur – der RS 6 liebt nach wie vor das Understatement. Nur auf der Rennstrecke legt er alle Hemmungen ab. Im Alltag gibt er sich hingegen zahm, komfortabel und höchst praktisch: mit 565 Litern Stauraum. Innen präsentiert sich der RS 6 Avant ebenso hochwertig wie funktional – zahlreiche attraktive Extras kosten leider extra.
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