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VW Golf GTI im Test

Lebt die Kompaktsport-Legende in ihrer neuen Rolle auf?

Dass der Golf GTI einmal für Bescheidenheit stehen würde, hätte sich 1976 niemand ausmalen können. Damals, beim Marktstart, war er der junge, ungestüme Wilde: mit 810 Kilo und 110 PS. Intern wurde er mittlerweile längst überflügelt: namentlich vom Golf R. Damit fällt dem GTI zwangsläufig eine neue Rolle zu. Ob er in ihr versauert oder aufblüht? Der Golf 8 GTI lädt uns ein, eine Runde mit ihm zu drehen: eine Ehre.

VW Golf GTI Front
© Volkswagen

CarCoach-Schnellcheck

VW Golf GTI

Stärken:

  • Design: Zurückhaltung als Tugend
  • Leistungszuwachs des 2,0 l TSI
  • dynamisches Sportfahrwerk
  • glänzende Ausstattung
  • intuitive & bessere Digitalisierung

Schwächen:

  • gewöhnliche Serien-Assistenzausstattung
  • gehobener preis für einen Kompaktwagen
"Der VW Golf 8 GTI bietet auch nach 50 Jahren noch ein großartiges Fahrerlebnis, mit kraftvoller Leistung und einem schicken, modernen Innenraum – nur die Grundausstattung könnte etwas üppiger sein."

zum CarCoach-Fazit

VW Golf GTI Seite
© Volkswagen
▶ Karosserie & Design

Auch mit etwas Zurückhaltung kann man Eindruck schinden

Der Golf 8 GTI mag leistungsmäßig dem Golf R hinterherhinken – mehr Fans hat aber nach wie vor das Original. Das zeigt. Einige mögen größere Töne spucken, andere haben damit die die Möglichkeit, auch mit Zurückhaltung aufzufallen. Der Golf GTI hält sich zurück, auch der Größe nach. Er ordnet sich hinter dem Golf R und vor dem Golf 8 ein.

Mit einer Länge von 4,29 Metern ist er einen Zentimeter länger als der konventionelle Golf – und einen kürzer als der “R”. Die Breite ist bei allen drei Varianten mit 1,79 Metern gleich. Mit 1,47 Metern ist der GTI aber einen Zentimeter niedriger als der Golf – und zwei höher als der Golf R.

Beim Design legt der Golf GTI seine Zurückhaltung wieder ab. Er schnallt 17 Zoll große Leichtmetallfelgen im markanten “Richmond”-Design an. Vorne glänzen die im Zuge der Modellpflege überarbeiteten, schmalen Voll-LED-Scheinwerfer – und eine zarte, sie verbindende Lichtleiste. Unterfüttert werden die Scheinwerfer optisch von einem kräftigen, mit einer Wabenstruktur verzierten Schweller.

VW Golf GTI Cockpit
© Volkswagen
▶ Innenraum & Ausstattung

Innen schön sportlich und stilvoll herausgeputzt

Innen putzt sich der VW Golf GTI seit jeher mindestens so schön sportlich heraus wie aus. Das ikonische Karomuster hat VW nicht ausgemustert, aber kräftig modernisiert – wortwörtlich verfeinert. Das moderne “Scalepaper”-Muster tragen die Wangen der Top-Sportsitze und ihre integrierten Kopfstützen. Die Sitzmittelbahnen sind schwarz, belebt werden die Bezüge mit roten Ziernähten. Sie finden wir auch auf den Fußmatten, der Mittelarmlehne – und dem beheizbaren Multifunktions-Sportlenkrad wieder.

In Szene gesetzt wird das Interieur ab Werk von den 30 verschiedenen Farben der Ambiente-Beleuchtung. Davon profitieren bspw. die Edelstahl-Pedale und die glänzend schwarze Mittelkonsole. Sie umfasst serienmäßig ein kabelloses Smartphone-Ladefach. Ohne Kabel spiegeln kann der Golf GTI die Inhalte des Handys ebenso.

Mit KI und mehr digitalem Esprit

Ermöglicht wird das ab Werk vom “Ready 2 Discover”-Infotainmentsystem. Es hat im Zuge der 2024er-Modellpflege ein mächtiges Upgrade erhalten – es war auch angesagt. Bisher fehlte es dem System an Rechenleistung; das ist jetzt Geschichte. Eine neue Software holt das Beste aus dieser Leistung heraus; u.a. durch eine flachere Menüstruktur. Sie ist ein Grund, weshalb die Bedienung spürbar flüssiger, einfacher gelingt.

Ein anderer ist der größere, ergonomisch günstiger positionierten Touchscreen. Mit einer Diagonale von knapp 13 Zoll ist er große genug, um zwei digitale Schnellwahlleisten aufzunehmen. Nur die Bedienung der serienmäßigen 3-Zonen-Klimaautomatik läuft nach wie vor nicht reibungslos. Die Touchslider sind zwar beleuchtet, aber weiter hypersensibel. Vieles lässt sich mittlerweile aber mit dem KI-Sprachassistenten “Ida” regeln.

Geräumig und wenn es sein muss auch praktisch veranlagt

Bei der Einstellung der Sitzposition und der Außenspiegel ist man im Golf GTI nach wie vor selbst gefragt. Einstellen lassen sich die Spiegel elektrisch; die passende Position können wir per Memory-Funktion speichern. Aber bietet der GTI genug Platz, damit auch der Fahrer und die Insassen eine passende, komfortable Sitzposition finden? Kurzum ja. Vorne ist das selbst für Menschen möglich, die knapp über 1,90 Meter groß sind.

Auf der Rückbank liegt der Komfort-Schnitt bei rund 1,85 Metern: namentlich für die Beinfreiheit. Wer von einem kompakten Sportler mehr erwartet, erwartet wohl zu viel. Beim Stauraum liegt der Fall anders. Mit 374 bis 1.230 Litern verstaut der GTI fast so viel Gepäck wie der Golf mit 381 bis 1.237 – und 30 Liter mehr als der Golf R. Der Hyundai i30 N steckt aber 395 bis 1.301 Liter weg. Dafür kann die optionale Anhängerkupplung des Golf GTI Anhänger mit 1,8 Tonnen ziehen; und bis zu 80 Kilo schwere Radträger stützen.

VW Golf GTI Sitze vorne
VW Golf GTI Sitze vorne
▶ Motor & Antrieb

Zweiliter-Vierzylinder entwickelt sich weiter und legt auf 265 PS zu

Die Leistung für dieses Zusatzgewicht hat der Golf GTI locker in petto – erst recht seit der Modellpflege 2024. Mit ihr ist unter der Motorhaube die jüngste Entwicklungsstufe des Vierzylinders aus der EA888-Motorenreihe eingezogen. Der 1.984 cm³ große Turbobenziner spritzt den Sprit mit 350 bar ein – und holt so 265 PS und 370 Nm aus den vier Zylindern (Energieverbrauch (kombiniert) 7,1 bis 7,3 l/100 km, CO2-Emission (kombiniert) 162 bis 167 g/km, CO2-Klasse F).

Verglichen mit dem Vorgänger-Aggregat bedeutet das ein Leistungsplus von 20 PS. Das volle Drehmoment liegt schon bei 1.600 Touren an. Dadurch kommt der Golf GTI noch anstandsloser in Schwung: von 0 auf 100 km/h beschleunigt er in 5,9 Sekunden – bei 250 km/h greift die elektronische Sperre. Bis dahin darf sich das 7-Gang-DSG ungehindert austoben.

Wer mit seiner Schaltperformance unglücklich ist, greift in die Schaltwippen und zieht die Gänge manuell durch. Im Alltagseinsatz besteht dazu aber kein Anlass, wie der Test offenbart. Gründe fürs Spritsparen gäbe es viele, die Möglichkeiten sind mit dem Golf GTI aber begrenzt. Mit rund 8 Litern und einer dementsprechend mäßigen Umweltbilanz solltest Du rechnen. Ein Trost: der Golf R braucht rund zwei Liter mehr.

VW Golf GTI Reifen Nahaufnahme
© Volkswagen
▶ Komfort & Fahrgefühl

Auch ohne Adaptivdämpfer liegt der kompakte Sportler wie eine eins

Der geringere Verbrauch des Golf GTI hat mehrere Ursachen: die geringere Leistung, das geringere Gewicht – und nicht zuletzt den fehlenden Allradantrieb. Mit ihm fehlt dem sportlichen Golf das letzte Quäntchen Traktion und Haftung. Von Bedeutung ist das aber vornehmlich auf der Rennstrecke; und bei schlechten Fahrbahnverhältnissen. Sie meistert jedoch auch der GTI mit Bravour: dank seiner Vorderachs-Differenzialsperre zum Beispiel.

VW beherrscht es zumal meisterhaft, ein Auto perfekt ausgewogen abzustimmen. Beim GTI gelingt das selbst mit dem tiefer gelegten, serienmäßigen Sportfahrwerk. Es garantiert einerseits eine satte, neutrale und sichere Straßenlage. Andererseits fehlt es nie wirklich an Komfort. Die adaptive Fahrwerksregelung DCC ist deshalb kein notwendiges, aber ein förderliches Extra. Ohne sie verändert die Fahrprofilauswahl ausschließlich die Kennung des Motors und Getriebes – sowie die Ansicht des serienmäßigen Digitalcockpits.

VW Golf GTI Heck
© Volkswagen
▶ Kosten

Außergewöhnlicher Preis – recht gewöhnliche Assistenzausstattung

So vorzüglich die Abstimmung des Golf GTI ist, so gewöhnlich präsentiert sich die aktive Assistenzausstattung. Bei ihr verzichten die Wolfsburger werksseitig auf Highlights – und beschränken sich weitgehend auf das gesetzliche Minimal-Programm. Potential hat der GTI jedoch: u.a. den teilautonomen Autobahn- und Stauassistenten “Travel Assist”; oder den erweiterten Parkassistenten fürs ferngesteuert einparken.

Bei der passiven Sicherheit ist der Golf GTI wie der Golf top. Im negativen Sinn spitze ist leider längst der Preis. Wer ein, zwei Extras installiert muss rasch an die 50.000 Euro auf den Tisch blättern. Dass kompakte Sportler auch deutlich günstiger sein können, zeigt bspw. der Hyundai i30 N. Er kostet rund 10.000 Euro weniger, ist aber keineswegs schlechter ausgestattet. Aber kann man den Status einer Ikone in Gold aufwiegen?

VW Golf GTI Heck schräg
© Volkswagen
CarCoach-Fazit - Meine Meinung zu diesem Modell

Fazit

Alle wollen ihn in der Leistung übertreffen, einigen ist es gelungen. Den Status des Golf GTI hat im Reich der sportlichen Kompaktwagen aber nach wie vor kein anderer erreicht – nicht einmal ansatzweise. Wer sich 50 Jahre im Geschäft halten kann, der baut sich eben etwas auf. Kratzer und Patzer könnte dabei vorkommen.

VW scheint aber sehr sorgfältig gearbeitet zu haben. Mir fällt im Test kaum etwas negativ auf. Nur die recht bescheidene Werksausstattung im Bereich der aktiven Assistenten stört mich – auch und nicht zuletzt angesichts des deftigen Preises. Aber fürs Geld bekommst Du beim VW Golf 8 GTI aber nach wie vor einiges geboten.

Der modellgepflegte GTI hat 20 Pferdestärken mehr unter der Haube: mittlerweile sind es stolze 265. Der Sport-Golf beschleunigt damit nicht nur in weniger als 6 Sekunden auf 100 – er hat auch genug Schwung für einen ausgelassenen Kurvenwalzer. Dank des dynamisch abgestimmten Sportfahrwerks tanzt er souverän wie ein Walzerkönig übers Geläuf. Wie es VW immer wieder gelingt, dem Fahrwerk auch ausreichend Komfort abzuringen: es ist mir und vielen anderen Herstellern ein Rätsel. Der digitale Innenraum hat mit der Modellpflege hingegen viel von seinem rätselhaften Charakter verloren. So hast Du mehr Zeit, die glänzende Ausstattung und Einrichtung zu genießen.

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