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CarCoach Philipp Daumen hoch

Stärken:

  • Platz für bis zu sieben Personen
  • Üppiger, variabler Innen- und Kofferraum
  • Erstklassige Verarbeitung und Materialgüte

Schwächen:

  • Hoher Preis, teure Extras
  • Bedienung aufgrund des enormen Funktionsumfangs teils verwirrend
  • Ladeleistung und Reichweite (noch) ausbaufähig
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Mercedes-Benz EQB im Test

Wie gut ist das siebensitzige Familien-SUV als Stromer?

4,76 Meter lange Mittelklasse-SUV Mercedes EQC war 2019 das erste “EQ”-Familienmitglied. Seither ist die batterieelektrische Modellreihe stetig gewachsen, etwa um das 4,46 Meter große Kompakt-SUV EQA. Zwischen dem EQC und EQA platziert sich jetzt der EQB – ein klassisches SUV mit 4,64 Metern. Was es kann und wie es sich gegen den VW ID.4, Audi Q4 e-tron, das Tesla Model Y, etc. schlägt? Wir haben es getestet.

Mercedes-Benz EQB außen vorne
© Mercedes-Benz

Geräumig und praktisch wie der GLB

Mercedes hat, nach und nach im Laufe des letzten Jahrzehnts, der A-, B- und C-Klasse entsprechende SUVs zur Seite gestellt: den GLA, den GLB und den GLC. Die Erweiterung scheint dem Motto zu folgen, dass man kaum breit genug aufgestellt sein kann. Die jeweiligen Antriebspaletten haben die Stuttgarter nach derselben Devise sortiert. Neben konventionellen Diesel- und Benzinmotoren werden die SUVs optional von Mild- oder Plug-in-Hybrid-Antrieben bewegt. Nur im Sortiment des GLB fehlt ein Plug-in-Hybrid – bei ihm setzt Mercedes mit dem neuen EQB von Beginn an ganz auf Strom.

Wie das Stromern geht, wissen auch der GLA und der GLC, namentlich als EQA und als EQC. Die zwei treten jedoch in der Spezialform des SUV-Coupés auf: mit einer Dachlinie, die wie bei einem Coupé elegant zum Heck hin abfällt. Der EQB verzichtet auf derlei Moden. Er gibt sich als klassisches SUV mit Steilheck pragmatisch-praktisch – wie seine engen Verwandten B-Klasse und GLB. Beim Antriebsstrang vertraut der EQB hingegen auf die Technik des EQA. Bei Platz- und Stauraumangebot folgt er wiederum dem Vorbild des GLB: mit 4,68 Metern baut er jedoch fünf Zentimeter länger als er.

Mercedes-Benz EQB außen hinten
© Mercedes-Benz

Steilheck-SUV mit reichlich Platz – sogar für sieben Personen

Beim Radstand sind sich der Mercedes EQB und GLB indes vollkommen einig. Er miss hier wie dort 2.829 Millimeter. Unter dieser Voraussetzung kann der EQB eine weitere Schlüsselqualifikation des GLB übernehmen: Er befördert auf Wunsch bis zu sieben Personen – eine Qualität, die dem EQA wie dem EQC fehlt. Mercedes spricht ob der möglichen sieben Sitze von einer Sonderstellung unter den kompakten Elektroautos. Aber, auch Tesla’s 4,75 Meter langes Crossover-SUV Model Y ist optional als 7-Sitzer unterwegs. Debattieren lässt sich auch die Einstufung des EQB als Kompakt-SUV.

Mit seiner Länge und seinem Radstand ist das Stuttgarter E-SUV der Kompaktklasse eigentlich entwachsen. Das hat Vor- und Nachteile. Der Nachteil ist bspw. der große Wendekreis von 11,7 Metern, der das Rangieren erschwert. Zu den Vorteilen gehört unumstritten das Platzangebot. Sowohl in der ersten wie in der zweiten Reihe sitzen erhaben und unbedrängt; dank der serienmäßigen Komfortsitze außerdem höchst bequem. Besonders hervorheben wollen wir die Bein- und Kopffreiheit in Reihe zwei.

Mercedes-Benz EQB außen seite
© Mercedes-Benz

Verschiebbare Rückbank als praktisches Option

Auf den beiden optionalen Zusatzsitzen in Reihe drei sollte man indessen nicht größer als 1,60, maximal 1,65 Meter sein; sie sind vornehmlich für Kinder gedacht. Nützlich können sie trotzdem sein. Sie lassen sich einfach umklappen bzw. versenken und mit zwei Kindersitzen belegen; der Preis ist mit ca. 1.400 Euro recht ambitioniert. Außerdem verkleinert die dritte Sitzreihe das Stauraumvolumen; und sie nimmt die Option auf die praktische, längs verschiebbare Fondbank in Reihe zwei. Bei ihr können die Rücksitze aus ihrer Mittelposition fünf Zentimeter nach vorne oder neun nach hinten versetzt werden. Der Aufpreis ist mit rund 430 Euro überschaubar, gerade angesichts des Mehrwerts.

Mit der verschiebbaren Rückbank lässt sich der Raum im Mercedes EQB deutlich vielseitiger nutzen, u.a. das reichlich vorhandene Stauraumvolumen. Als Siebensitzer packt das E-SUV 465 bis 1.620 Liter ein, als Fünfsitzer 495 bis 1.710. Wie schlägt sich der EQB damit im Vergleich? Er liegt knapp hinter dem GLB, der 570 bis 1.805 Liter einpackt – aber deutlich vor dem GLA, EQC und EQA ( 435 bis 1.430, 500 bis 1.460 und 340 bis 1.320 Liter). Und die Konkurrenten? Die meisten hat der Mercedes im Griff, nur das Tesla Model Y und der Skoda Enyaq iV stecken mehr weg (971 bis 2.041 bzw. 585 bis 1.710 Liter).

Mercedes-Benz EQB Kofferraum
© Mercedes-Benz

EQB mit den beiden Antriebssträngen des EQA

Ein SUV vom Rang und der Statur eines EQB sollte überdies in der Lage sein, einen stattlichen Hänger zu ziehen. Mercedes hat zu dieser Eigenschaft bis dato aber noch keine Daten bekannt gegeben. Ob der EQB wie das Model Y bis zu 1,6 Tonnen wird ziehen können, ist fraglich. Dass er so viel zieht wie ein GLB, zwei Tonnen, ist praktisch auszuschließen. Am ehesten wird er sich bei den 750 Kilo des EQC und des EQA einordnen: mit letzterem teil er sich, wie eingangs erwähnt, den gesamten Antriebsstrang, besser gesagt die Antriebsstränge.

Mercedes nutzt im EQB zwei Antriebsstränge (eATS). Beide bestehen jeweils aus dem Elektromotor, einem fest übersetzten Getriebe, einem Differential, der Leistungselektronik und der Kühlung. Die Stränge unterscheiden sich in erster Linie durch den E-Motor, eine Asynchron- oder eine permanenterregte Synchronmaschine. Beim Basis-Antrieb EQB 250 sitzt die Synchronmaschine mit ihrer gesamten Entourage an der Vorderachse: an ihr dreht sie mit 190 PS und 375 Nm (Kraftstoffverbrauch kombiniert WLTP: 16,3-17,8 kWh auf 100 km, 0 g/km CO2 und Energieeffizienzklasse A+++).

Mercedes-Benz EQB außen Scheinwerfer
© Mercedes-Benz

Reichlich Leistung, wahlweise per Allradantrieb

Bei den anderen Antrieben des elektrischen Familien-SUVs sitzt der Asynchronmotor vorne und die Synchronmaschine hinten. Als EQB 300 4Matic leistet das Allrad-Duo 225 PS und 390 Nm, als EQB 350 4Matic 292 PS und 520 Nm (Kraftstoffverbrauch kombiniert WLTP: 18,1-19,4 kWh auf 100 km, 0 g/km CO2 und Energieeffizienzklasse A+++). Zu den sportlichsten Modellen zählt der Stuttgarter-Stromer damit nicht; ein Kia EV6 GT leistet bspw. fast 600 PS. In der Praxis sind aber bereits die Fahrleistungen des EQB 250 ansehnlich: Er beschleunigt in 9,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h, der EQB 300 in 8,0 und der EQB 350 in 6,2 Sekunden; abgeregelt werden alle drei bei 160 km/h.

Nachholbedarf besteht für Mercedes und den EQB jedoch bei der Ladeleistung und der Reichweite. Die nutzbare Kapazität des Akkus, 66,5 kWh, reicht laut WLTP-Norm bestenfalls für 473 Kilometer; realistisch sind es maximal 400. Diese Reichweite ist zwar knapp größer als die des BMW iX3 (458 Kilometer), aber deutlich geringer als die eines Tesla Model Y; oder des VW-Trios VW ID.4, Skoda Enyaq und Audi Q4 e-tron (520 bis 534 Kilometer). Mit einer “+”-Variante wie beim EQA naht aber bereits eine signifikante Verbesserung. Mit größerem Akku und höherer Effizienz sollte der EQB dann ebenfalls um die 530 Kilometer schaffen; wenigstens auf dem Normprüfstand.

Mercedes-Benz EQB innen Cockpit
© Mercedes-Benz

Erstklassige Qualität, aber Ladeleistung lässt zu wünschen übrig

In Bezug auf die schiere Ladeleistung wird der Mercedes EQB bis auf Weiteres weit von der Spitzen entfernt bleiben. An öffentlichen Gleichstrom-Schnellladestationen lädt er mit maximal 100 kW – das ist passabel, aber nicht mehr; ebenso wie die Ladezeit von 32 Minuten. Mit einem Tesla Model Y oder gar einem Hyundai Ioniq 5 oder Kia EV6 kann sich der Mercedes nicht messen. Die beiden SUVs aus Südkorea laden dank 800-Volt-Technologie mit 250 bis 350 kW; damit sind sie dem EQB diesbezüglich einen ganzen Entwicklungsschritt voraus.

Bei der Einrichtung, der Verarbeitung und der Fahrerassistenz-Unterstützung zeigt der EQB hingegen das, was wir von einem Mercedes-Modell erwarten – und von anderen kennen. Besonders hilfreich ist im Stromer das neue Navigationssystem mit “Electric Intelligence”. Das Navi nutzt alle möglichen Daten vor Ort und aus der Cloud, um die Rekuperation richtig einzustellen und die Route samt Ladestopps ideal zu planen: Navigation zu den besten verfügbaren Ladestationen inklusive. Die “Augmented Reality”-Einblendungen sind ein weiteres Highlight. Als Lenker läuft man aber hin und wieder Gefahr, sich in der Flut der Möglichkeiten und Funktionen zu verlieren.

Mercedes-Benz EQB innen Instrumente Akku
© Mercedes-Benz
CarCoach-Fazit - Philipp Lächeln

Meine Meinung zu diesem Modell:

Mit dem EQB schließt Mercedes nicht nur die Lücke zwischen EQA und EQC, sondern auch die zum GLB. Der EQB ist ein klassisches, besonders geräumiges und praktisches SUV mit Platz für maximal sieben Personen. Innen und außen ist das E-SUV ein typischer Mercedes, der elektrische Antriebsstrang überzeugt mit seinen Fahrleistungen. Bei der Reichweite und nicht zuletzt bei der Ladeleistung hat der EQB noch Verbesserungsbedarf.

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