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Suzuki Jimny
Stärken:
- Kantig-goldiges Aussehen
- Im Gelände ein Macht
- Großer Kofferraum
- Schönheit der Einfachheit
- Handlich und praktisch
Schwächen:
- Zu hoher Verbrauch
- Bescheiden Geräuschdämmung
- Schlechte Bremsen
- Bescheidenes Licht & schwache Sicherheit
Auf den Punkt gebracht
Suzuki Jimny im Test
Verzückt der kleine Geländewagen auch als Nutzfahrzeug?
Seit dem Aus des Panda 4x4 fehlt dem keine 3,7 Meter langen Geländewagen Suzuki Jimny ein direkter Konkurrenten. Im Gelände muss er sich gegen die deutlich größeren Jeep-Modelle beweisen – im Alltagseinsatz gegen die Mini-SUVs rund um den VW T-Cross. Seit 2021 tritt der Jimny offiziell als Nutzfahrzeug an. Ein genialer Marketing-Schachzug, eine Notlösung? Unser Test kennt die Antworten.
Ein Typ mit Ecken und einigen typischen Rundungen
Optisch hat der kantige Suzuki Jimny durchaus Ähnlichkeiten mit einem Rauchfang. Ist es mehr als ein Zufall, dass der Name des kleinen Offroaders dem englischen Ausdruck für Rauchfang, “chimney” ähnelt? Scheinbar ja. Auf einer Feier zum 50. Geburtstag des kleinen Suzuki wurde verraten: Jimny ist ein Silbenwort aus Jeep und Mini. Diese Antwort wirft aber gleich die nächste Frage auf. Ist der Jimny tatsächlich schon Fünfzig?
Ja, aber nur in Japan. In Europa bahnt er sich seit 1998 seinen Weg durch Feld und Flur. Die 2. Baureihe debütierte 2018. In dieser Form ist der Suzuki Jimny noch heute unterwegs; seit 2021 wie gesagt offiziell als Nutzfahrzeug. Daran, dass der kleine Geländewagen überall dort, wo er auftaucht, die Augen auf sich zieht, ändert die Umtypisierung nichts. Der Jimny fällt auf: aufgrund seiner hoch aufragenden Karosserie und seines kernigen Exterieurs.
Das vertraut vornehmlich auf rechteckige Formen: von der Front und dem Kühlergrill über die Flanken bis hin zum Heck. Rund sind nur die Reifen, das Reserverad am Heck – und die Scheinwerfer. All das findet Platz in einem höchst kompakten Maß. Der 3-Türer ist 3,65 Meter lang, 1,65 Meter breit und 1,71 Meter hoch.
Vierzylinder-Sauger mit wenig Dampf und zu hohem Verbrauch
Wie sich die Abmessungen auf das Platz- und Stauraum-Angebot auswirken, dazu kommen wir gleich. Zuvor wollen wir den Jimny aber die Chance einräumen, sich in seiner Domäne zu präsentieren: offroad. Suzuki beschreibt ihn den Jimny kurz und knapp so: “Kompakte Maße, aber ganz groß im Gelände”. Um dorthin zu gelangen, benötigt das Geländewagen naturgemäß einen Antrieb.
Er heißt 1.5 Allgrip. Als Motor fungiert ein 1,5 Liter großer Vierzylinder-Sauger mit 102 PS und 130 Nm, die bei 4.000 Touren anliegen (Kraftstoffverbrauch kombiniert WLTP: 7,7 Liter 100 km, 173 g/km CO2 und Energieeffizienzklasse k.A.). Die Zahlen lassen erahnen. Der Benziner ist kein Antriebshammer. Die Messwerte und die Testfahrt bestätigen das. Von 0 auf 100 geht’s in rund 13 Sekunden, bei 140 km/h ist bereits Schluss mit dem Vortrieb.
Das ist selbst für einen so kleinen Pkw wenig. Aber der Jimny ist eben kein gewöhnlicher Pkw – heute noch weniger als beim Marktstart. Seit 2021 lässt ihn Suzuki als Fahrzeug der “N1”-Klasse zu, als Nutzfahrzeug. Einen Grund für diese Entscheidung haben wir vor uns, unter der Haube: den durstigen Sauger. Er war nie ein Verfechter des Reinheitsgebots.
Jimny mit Schwächen auf festem und Stärken auf losem Untergrund
7,7 Liter und 173 Gramm CO2 pro Kilometer ist für einen Motor dieser Leistungs- und ein Modell dieser Fahrzeugklasse beachtlich: freilich nicht im positiven Sinn. Ein Beispiel. Der 130 PS starke Mildhybrid im einen halben Meter größeren und gut 300 Kilo schwereren Jeep Renegade verbrennt 5,6 Liter; und stößt 126 Gramm CO2 aus. Der Realverbrauch des Suzuki Jimny liegt bei rund 8,5 Litern; besonders hoch ist er innerstädtisch und auf der Autobahn.
Seine Heimat ist aber der Stadtrand, die Landstraße und das Gelände. Doch auch hier können sich die Hersteller keinen zu hohen Flottenverbrauch mehr leisten. Suzuki hat das Problem pragmatisch gelöst. Indem man den Jimny zum Nutzfahrzug umtypisiert hat, fällt er aus dem Flottenverbrauch heraus. Im freien Gelände kommt er hingegen nie in die Verlegenheit, aus der Spur oder um zu fallen.
Suzuki hängt die Räder des kleinen Kletterers so auf, wie es sich gehört. Vorne und hinten ist eine Starrachse mit Längslenkern, Schraubenfedern und Panhardstab auf einem Leiterrahmen montiert: das garantiert eine starke Verschränkung. Kurze Überhänge und eine großzügige Bodenfreiheit erweitern den Spielraum beim Manövrieren.
Ruppiger Komfort, schlichte Auswahl – erfrischende Einfachheit
Den Erfolg belegen die einschlägigen Zahlen. Der Suzuki Jimny schafft einen Rampenwinkel von 27 – sowie vorne und hinten Böschungswinkel von 36 bzw. 48 Grad. Freilich muss man solche Winkel und Schräglagen erst einmal erreichen. Verantwortlich dafür ist ab Werk der “Allgrip”-Allradantrieb. Er ist grundsätzlich ein mechanischer Hinterachsantrieb, bei dem sich die Vorderachse je nach bedarf in den Antriebsstrang zuschalten lässt: über ein kleines Zwischengetriebe.
Eine spezielle Geländeuntersetzung sorgt für eine feine Dosierung des Antriebsmoments. Grob eingeteilt wird es von einem vollsynchronisierten 5-Gang-Schaltgetriebe. Die Kehrseite dieser Geländetauglichkeit: Auf befestigten Straßen ist der Jimny ein eher ruppiger Begleiter. Es fehlt an Federungskomfort – und auch die Geräuschdämmung ist für einen Pkw mau. Anders gesagt: Die neue Bezeichnung Nutzfahrzeug beschreibt den Komfort treffend.
Das gilt auch für die Ausstattung: Die Preisliste ist an Schlichtheit kaum zu überbieten. Üppig war sie nie, aber einige Jahre gab es zwei Ausstattungslinien, zwischen denen man sich entscheiden konnte. Diese Entscheidung nimmt uns der Jimny als Nutzfahrzeug ab. Die Basisausstattung verzichtet auf jeglichen Zierrat, konkret auf einen Namen. Wer sich für den Jimny entscheidet, entscheidet sich also bewusst für die Einfachheit.
Als Nutzfahrzeug nur mit 2 Sitzen, viel Lärm & rudimentärem Komfort
Das kann in Zeiten wie diesen eine Wohltat sein: womöglich ein Geheimnis des Jimny-Erfolges. Suzuki beschreibt die Ausstattung als authentisch und funktional. Man könnte sie auch spartanisch nennen. Spielen darf oder kann sich der Kunde nur mit der Farbgebung. Neben den Basis-Lackfarben weiß, grün und grau hat Suzuki drei Metallic-Lackierungen im Farbtopf – zwei werden als Zweifarb-Lackierungen ausgeführt.
Mit der Umtypisierung zum Nutzfahrzeug ist aus dem 3-Türer zumal ein 2-Sitzer geworden. Hinter den recht rudimentär gepolsterten, beheizbaren Vordersitzen kommt: die Ladefläche. Getrennt sind Fahrgast- und Kofferraum nur von einem Trenngitter. Das Fehlen einer baulichen Trennung erhöht die Innenraumgeräusche zusätzlich. In diesem Ton geht es weiter. Die Verarbeitung und die Materialien selbst würden wir als betont robust beschreiben.
Die Ausstattung selbst ist ähnlich kärglich. Immerhin lassen sich die Fenster elektrisch heben respektive senken; und die Außenspiegel ebenso elektrisch in die gewünschte Stellung bringen. Die Sitze erlauben eine Einstellung in der Höhe und der Länge nach; das Lenkrad ist nur höhenverstellbar. Eine manuelle Klimaanlage ist das Optimum – beim Heizen und Kühlen leistet sie aber nur das Minimum.
Kein Infotainment und keine Ablenkung bei der Bedienung
Dieser Charme eines Nutzfahrzeugs wohnt dem Suzuki Jimny II allerdings seit Anbeginn inne – jetzt ist er auch offiziell Programm. Gestört oder vom Kauf abgehalten hat das bis dato niemanden. Teilweise war der kleine Geländewagen ausverkauft. Erstaunlich ist das u.a. auch, weil Suzuki komplett auf den Verkauf eines Infotainment- oder gar Navigationssystems verzichtet. Bei nahezu jedem anderen modernen Auto wäre das Harakiri.
Beim Suzuki Jimny gehört das dazu. Er ist ein Abenteurer und ein Abenteuer: da läuft eben nicht alles glatt. Einiges aber sehr wohl. Die Bedienung des MP3-fähigen CD-Radios und des Fahrzeugs an sich gibt keine Rätsel auf; dazu gibt es schlicht zu wenige Funktionen. Ein Digitalradio und eine Bluetooth-Freisprecheinrichtung sind aber ebenso an Bord wie eine Lenkradbedienung.
In der Mittelkonsole befinden sich zwei Getränkehalter. Dass es keine induktive Lademöglichkeit gibt, versteht sich von selbst. Das Platzangebot in den Vordersitzen fällt mittelprächtig aus: bei der Größe kein Wunder. Umso verwunderlicher ist es, dass der Jimny bis zu 863 Liter Gepäck und Ladegut verstaut. Da hat mehr Platz als ein Gewehr und ein Fernglas.
Auch bei den Assistenten und der Sicherheit mittlerweile ganz Nutzfahrzeug
Platz für Sicherheits- und Assistenzsysteme hätte der Jimny demnach genug. Doch verbaut sie Suzuki auch? Nein. Suzuki hält sich an die Klassifizierung als Nutzfahrzeug. Bei den aktiven Assistenzsystemen reicht uns das Verbaute noch. Serie sind ein Fernlichtassistent, ein Tempomat, ein Spurhaltewarner, eine Müdigkeits- und eine Verkehrszeichenerkennung. Beim Bergab- und Berganfahren assistiert der Jimny dem Fahrer ebenfalls.
Bei den Airbags hat Suzuki in der ʺN1"-Ära hingegen schon den Sparstift gezückt. Ein Fahrer- und ein Beifahrer-Airbag sind für einen 2-Sitzer spärlich; beim Pkw gab es auch noch einen Seiten- und Kopf-Airbag. Noch schlechter ist es um die Qualität der restlichen Sicherheits-Systeme bestellt. Das Licht der Halogen-Scheinwerfer ist relativ schwach und die Ausleuchtung der Straße entsprechend mäßig.
Mit der Laufruhe ist es bei einem Radstand von nur 2,25 Metern ebenfalls nicht weit her. Die sehr weiche Lenkung verschärft das schwammige Fahrgefühl noch. Bei den Bremsen reicht das Attribut schwammig nicht mehr aus, um die mangelhafte Leistung zu beschreiben. 44 Meter Bremsweg aus 100 km/h – das ist selbst für ein Nutzfahrzeug unterirdisch. Die Anhängelast und die Stützlast des Jimny bewegen sich hingegen wieder auf einem akzeptablen Niveau: mit 1,3 Tonnen bzw. 75 Kilo.
Meine Meinung zu diesem Modell:
Der Suzuki Jimny ist ein Abenteurer mit beeindruckender Robustheit und Geländetauglichkeit, vergleichbar mit größeren Geländewagen wie dem Jeep Wrangler oder dem Land Rover Defender 90. Sein Aussehen und seine Offroad-Fähigkeiten sind herausragend und ziehen Abenteuerlustige an. Jedoch zeigt der Jimny leichte Schwächen in Fahrkomfort, Geräuschdämmung, Sicherheits- und Infotainment-Ausstattung. Der hohe Verbrauch im Verhältnis zur Leistung sowie die verbesserungswürdige Bremsleistung sind weitere Nachteile.
Dennoch zeigt sich der Jimny als ein robustes, unkompliziertes Geländefahrzeug. Es ist geeignet für alle, die weniger Wert auf moderne Annehmlichkeiten legen und eher nach Funktionalität und Geländegängigkeit suchen. Seine Stärken hat der Jimny eindeutig im Gelände.
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