Skoda Octavia Limousine

Schon beim Ur-Octavia der 1960er war der Kombi die beliebtere Karosserievariante. Beim aktuellen Octavia fliegt die Gunst der Kunden ebenfalls eher dem Octavia Combi zu. Doch auch die Limousine hat ihre Anhänger, u.a. anderem wegen ihres eleganten Fließhecks. Das unterscheidet den Skoda von einem VW Golf, Opel Astra etc. Welche Vorzüge die Skoda Octavia Limousine noch für sich verbuchen kann, erkunden wir in unserem Test.

▶ Karosserie

Fließheck als Markenzeichen – Größe als Pfand

Das Heck, es fließt bei der Skoda Octavia Limousine, formschön und gelassenen, in einer eleganten Linie vom Dach hinunter zum dezenten Spoiler. Bei den meisten anderen Kompakt-Limousinen fällt die Dachlinie hingegen steil schräg ab: beim VW Golf ebenso wie beim Opel Astra, beim Peugeot 3008 wie beim Hyundai i30. Aber ist der Octavia überhaupt ein Modell der Kompaktklasse? Die Maße sagen: nein.

Mit einer Länge von 4,70 Metern ragt die Limousine tief in die Mittelklasse. Zum Vergleich: Beim VW Golf steht längs bereits nach 4,28 Metern das Ende an, beim Peugeot 308 nach 4,37. Die Octavia Limousine hat die Maße eines Audi A4 und 3er BMW; mit 1,83 bzw. 1,49 Metern auch in der Breite und Höhe. Beim Radstand sieht das jedoch wieder anders aus. Er hat mit 2,67 Metern eindeutig Kompaktmaß und ist vergleichbar mit dem des Peugeot.

▶ Innenraum & Ausstattung

So viel Platz und mehr Stauraum als in der Mittelklasse

Bei Audis und BMWs Mittelklasse-Limousinen stehen die Achsen rund 15 Zentimeter weiter auseinander. Wo gehört sie also hin, die Octavia Limousine: Doch ins C-Segment, in die Golf-Klasse? Betrachten wir das Platz- und Stauraumangebot, fällt der Skoda erneut aus dem Rahmen der unteren Mittelklasse. In den Vordersitzen wie auf der Rückbank sitzen wir in der Limousine so freizügig wie in der Premium-Mittelklasse.

Selbst im Fond haben Beine wie Köpfe noch bei Passagieren um die 1,90 Meter noch reichlich Spiel. Massig Platz und Stauraum offeriert die Octavia Limousine innen auch für die zahllosen Gegenstände des Familien- oder Vertreter-Alltags. Der Rest verschwindet im riesigen, 600 bis 1.555 Liter großen Kofferraum; beim Audi A4 sind z.B. 460 Liter, beim VW Golf 381. Im Laderaum hat Skoda ebenfalls an praktische Ablagen, Gepäck-Sicherungsmaßnahmen gedacht; die niedrige Ladekante schont außerdem den Rücken.

Octavia Limousine: ausgestattet und eingepreist wie ein Kompakter

Die Octavia Limousine ist wie von Skoda zu erwarten reich bestückt mit praktischen Detaillösungen: “simply clever” eben. Der Ausstattungsumfang und die Extras orientieren sich aber eindeutig an den Standards der Golf-, nicht der Mittelklasse. Das passt allerdings auch zum Preis, der ebenfalls auf dem Kompaktklasse-Niveau ansetzt. Strukturiert ist das Angebot in drei Linien: die Basisausstattung “Selection”, die schwungvolle “Sportline” – beide getoppt vom eigenständigen “RS”-Modell.

Die “Selection”-Linie bestückt Skoda außen u.a. mit 17-Zoll-Leichtmetallfelgen; innen bspw. mit einer 2-Zonen-Klimaautomatik, beheizbaren Vordersitzen sowie einem Multifunktions-Lederlenkrad. Dessen Tasten sind eine Möglichkeit, das Infotainmentsystem und seinen 10-Zoll-Touchscreen sowie das digitale Kombiinstrument “Digital Cockpit Plus” zu bedienen. 2 USB-Buchsen und drei USB-Ladeanschlüsse sorgen im Octavia Selection gemeinsam mit der kabellosen Smartphone-Integration und Ladebox für eine keineswegs alltäglich gute Konnektivität.

Verarbeitung mit Sorgfalt – Bedienung mit Logik und Verstand

Bei der Qualität der Materialien und der Verarbeitung fällt die Octavia Limousine von diesem außergewöhnlich hohen Niveau leicht ab. Von der Güte eines A4 oder 3er BMW ist Skoda weit entfernt – von deren Preisen jedoch ebenso. Skoda veredelt das Hartplastik wie der Rest der VW-Volumen-Töchter und die Mutter selbst nur an den prominentesten Stellen; erst mit den teureren “Design Selections” ziehen hochwertige und recycelte Stoffe ein.

Bei der Verarbeitung der Karosserie gehen die Tschechen aber sorgfältiger vor als VW etwa beim Golf. Sie lackieren zum Beispiel die Motorhaube auch unten; gehalten wird sie zumal von einer Gasdruckfeder. Auch bei der Bedienung folgt Skoda der Mutter keinesfalls unreflektiert. Die Möglichkeiten, eigene Wege zu gehen, sind aufgrund des Baukastenprinzips aber beschränkt. Das manuelle Klimabedienabteil erleichtert einige der häufigsten Bedienaufgaben jedoch spürbar.

▶ Motor & Antrieb

Limousine ohne Plug-in-Hybrid – aber auf Wunsch mit Mildhybrid-Benziner

Bis das Basis-Infotainment nach dem Start bereit zum Bedienen ist, vergeht indes einiges an Zeit: teils lähmend viel. Das optionale 13-Zoll-System, das im Golf Serie ist, ist deutlich schneller. Wie schnell die Octavia Limousine selbst unterwegs ist, entscheidet sich durch die Wahl des Antriebs. Skoda verzichtet aktuell auf die Plug-in-Hybrid-Antriebe des VW-Regals. Im Angebot sind zwei Diesel und vier Benziner; sie sind seit der Modellpflege wahlweise auch mit Mild-Hybrid-Unterstützung erhältlich.

Die Selbstzünder verzichten auf elektrische Eingriffe. Beim 2,0 l TDI mit 115 PS bzw. 300 Nm und mit 150 PS bzw. 360 Nm vertraut Skoda hingegen auf eine Stahlkolben-Kurbelwelle mit geringen Wärmeverlusten, auf einen Einspritzdruck von 2.200 bar; und auf eine Twindosing-Abgasnachbehandlung (Energieverbrauch (kombiniert) 4,1 – 5,3 l/100 km, CO2-Emission (kombiniert) 108 – 140 g/km, CO2-Klasse C-E). Real pendelt sich der Verbrauch bei rund 5 Litern ein; auch mit dem stärkeren Diesel und seinem 7-Gang-DSG.

Kleinem Diesel fehlt das gewisse Extra

Der Basisdiesel ist immer mit einem manuellen, knackig zu schaltenden 6-Ganggetriebe verbunden. Mit ihm fehlt es der Octavia Limousine aber an Spritzigkeit und Nachdruck; der stärkere Selbstzünder agiert merklich souveräner. Wer kein Vielfahrer ist, dürfte mit den Varianten des 1,5 l TSI aber besser fahren, insbesondere mit 48-Volt-Mildhybrid-Varianten (Energieverbrauch (kombiniert) 4,5 – 6,6 l/100 km, CO2-Emission (kombiniert) 103 – 150 g/km, CO2-Klasse C-E).

Der riemengetriebene Starter-Generator schiebt beim Beschleunigen mit an; und er hilft den Benziner bei Unterforderung in den “Segel”-Modus zu versetzen. Die aktive Zylinder-Abschaltung reduziert den Verbrauch zusätzlich; nahezu auf das Niveau des Diesels. Apropos Verbrauch: Neben dem geringeren Verbrauch – im Test ist es nahezu ein halber Liter – haben die Mild-Hybrid-Varianten auch den Vorteil, immer mit Automatik bestückt zu sein.

▶ Komfort & Fahrgefühl

Drei Fahrwerks-Optionen mit guter stabiler Basis – und überraschend handlich

Die 7-Gang-Automatik erhöht den Fahrkomfort mit der Octavia Limousine; und sie öffnet bei den Assistenten andere Möglichkeiten. Letztere wurden bei der Modellpflege 2023 weiter ausgebaut. Der neue, optionale intelligente Parkassistent parkt die stattliche Limousine automatisch ein und aus: egal ob quer oder parallel. Auf Wunsch gelingt das – etwa in besonders engen Parklücken – auch per Fernbedienung; Voraussetzung für beides ist das 7-Gang-DSG.

▶ Fahrassistenten & Sicherheit

Mit bis zu 10 Airbags

Eine gute passive Sicherheitsbewertung setzt ihrerseits eine umfangreiche Ausstattung mit Airbags voraus. Die hat der Octavia mit maximal 10 Airbags auf jeden Fall zu bieten; die meisten sind Serie, nur die hintere Seitenairbags kosten extra. Die serienmäßigen Voll-LED-Scheinwerfer lassen sich gegen Aufpreis ebenfalls aufwerten: zu Matrix-LED-Scheinwerfer, die bei der Modellpflege verbessert wurden. Das gilt auch für das Fahrwerk. Als Option stehen adaptive Dämpfer oder eine Fahrwerkserhöhung zur Wahl. Aber schon mit dem Standardfahrwerk liegt die Limousine stabil und komfortabel: trotz ihrer Größe ist sie mit einem Wendekreis von 10,4 Meter auch erstaunlich agil.