05.10.2015 | Überall wird derzeit vom VW Abgasskandal berichtet und jeder hat davon gehört. Doch in dieser Informationsflut geht die Kernbotschaft leicht unter. Was ist also genau passiert, in der VW Abgasaffäre? Und was sind die Folgen für Neuwagenkunden, die Halter betroffener Fahrzeuge und den deutschen Markt? Nachstehen haben wir die Ereignisse für Dich zusammengefasst.
VW Abgasskandal
Eine Zusammenfassung
VW Abgasskandal: der Tatbestand
Am Beginn und im Zentrum des Skandals steht der Vorwurf der US-amerikanischen Umweltschutzbehörde EPA,VW habe bewusst den Clean Air Act – ein US-Bundesgesetz zur Luftreinhaltung – verletzt. In einer Mitteilung über einen Rechtsverstoß (Notice of Violation) teilte die Behörde am 18. September 2015 mit, dass Volkswagen in den Jahren 2009 bis 2015 bei den behördlichen Abgasmessungen bewusst betrogen habe. Betroffen wären davon die Stickoxid-Emissionen bestimmter Dieselaggregate, die im realen Fahrbetrieb die Testergebnisse teils um das Vierzigfache überschritten.
Zwei Tage nach Bekanntwerden der Vorwürfe hat der ehemalige VW-Vorstand Martin Winterkorn die Manipulationen zugegeben.
Wie und was wurde manipuliert?
Die Manipulation erfolgt durch eine gezielte Anpassung der Motoren-Steuerungssoftware. Dadurch erkennt sie an bestimmten Parametern (bspw. an hohen Drehzahlen, während die Sensoren keine entsprechende Bewegung melden), wenn ein Fahrzeug gerade auf dem Prüfstand steht.
In diesem Fall aktiviert das Steuergerät ein eigens programmiertes Motorenkennfeld, das die Abgasregeltechnik abschaltet und die vorhandenen Katalysatoren – NOx-Speicher- oder SCR-Katalysatoren (selektive katalytische Reduktion, kurz SCR-Verfahren) – in vollem Umfang nützt. Im Test werden die vorgegebenen Abgaswerte damit eingehalten.
Im Alltagsbetrieb schaltet das Steuergerät indessen wieder auf ein Kennfeld um, das die Katalysatoren nur bedingt einsetzt. Der Grund: Die Motoren generieren im Falle des Speicherkatalysators so mehr Leistung und produzieren weniger Ruß; im Falle des SCR-Verfahrens können die Harnstofftanks deutlich kleiner gestaltet werden: das spart Gewicht und reduziert die Zahl der notwendigen Wartungszyklen.
Kurz gesagt: VW hat die Software einiger seiner Dieselmotoren so programmiert, dass sie nur in den Abgastests die strengen US-Emissionswerte für Stickoxide einhielten. Im Alltagsbetrieb stießen die Diesel jedoch ein Vielfaches der erlaubten Grenzwerte aus.
Ausweitung des US-Skandals und Vorgeschichte
In den Tagen nach Bekanntwerden der Affäre hat sich nun aber gezeigt: Die Abgastestmanipulationen von VW beschränken sich keineswegs auf die USA und Kanada. VW selbst geht mittlerweile davon aus, dass weltweit bis zu 11 Millionen Dieselmotoren des Konzerns mit einer derartigen Software arbeiten. Betroffen sind auch Fahrzeuge der Töchter Audi, Skoda und Seat (Details siehe unten).
Ein erster Zwischenbericht hat jetzt ergeben, dass bereits 2005 bzw. 2006 entschieden wurde, die Manipulations-Software in die einschlägigen Dieselmotoren einzubauen. Das O.K. dazu soll aus dem Motorenentwicklungszentrum in der VW-Zentrale in Wolfsburg selbst gekommen sein; konzerninterne Warnungen hat man in den Wind geschlagen.
Außerdem wurde bekannt, dass das zuständige US-amerikanische Umweltinstitut ICCT bereits vor Jahren zu hohe Emissionswerte festgestellt und auf die Nutzung speziell für Abgastests programmierter Software hingewiesen hat.
Welche Motoren sind weltweit und in Deutschland betroffen?
Mit der Manipulations-Software ausgestattet sind ausschließlich Aggregate aus der Motorenbaureihe EA 189. Erste Modelle dieser Reihe wurden 2008 in die Serienproduktion entlassen. Es handelt sich durch die Bank um Common-Rail-Diesel, die nach der Euro-Abgasnorm Euro 5 zertifiziert sind. Die Antriebe sind Dreizylinder mit 1,2 und Vierzylinder mit 1,6 und 2,0 Litern Hubraum.
wir bieten Ihnen hier eine Liste mit den Hersteller-Prüfseiten an, wo man sehen kann, ob das eigene Auto betroffen ist. sie brauchen lediglich Ihre Fahrgestellnummer für die Prüfung.
Die EA-189-Baureihe ist inzwischen allerdings von der neuen Motorenbaureihe EA 288 abgelöst worden. Die Dieselmotoren dieser Reihe werden seit 2014 in Serienmodellen verwendet und sind – nach jüngsten Angaben von VW – ausdrücklich nicht von den Manipulationen betroffen. Sie erfüllen allesamt strikt die Abgasnormen, nicht zuletzt auch in puncto Stickoxid-Emissionen (Euro 6 – 80 mg/km, Tier 2 (USA) – 31 mg/km).
Betroffene Motoren bzw. Modelle (Stand Anfang Oktober 2015)
In Deutschland sind laut Angaben des Bundesverkehrsministeriums rund 2,8 Millionen Autos mit einem derartigen Motor unterwegs. Das Gros dürfte auf Fahrzeuge von Volkswagen selbst entfallen, eine detaillierte Liste existiert bis dato aber nicht. VW hat jedoch bestätigt, dass folgende Modelle betroffen sind:
- Golf VI,
- Passat VII,
- Tiguan I,
- Jetta,
- Polo,
- Scirocco.
Dazu kommen 1,8 Millionen Nutzfahrzeuge der Modellreihen Caddy und Transporter.
Von den weltweit 3,1 Millionen Audi, die mit den einschlägigen Motoren bestückt sind, wurden rund 577.000 in Deutschland verkauft. Betroffen sind nachstehende Modelle (Baujahre 2009 – 2014):
- A1,
- A3,
- A4,
- A5,
- A6,
- Q3,
- Q5
- Roadster TT.
Von den beiden anderen Töchtern gibt es bisher keine konkreten Zahlen für Deutschland. Von Seat weiß man, dass insgesamt ca. 700.0000 Modelle involviert sind.
Bei Skoda sind es weltweit 1,2 Mio. Autos, darunter folgenden Modelle (Baujahre):
- Fabia (2009 – 2013)
- Octavia (2009 – 2013)
- Roomster (2009 – 2013)
- Superb (2009 – 2013)
Welche Auswirkungen bestehen?
Auswirkungen auf Neuwagenkunden:
Die von der Manipulation betroffenen Diesel-Aggregate der EA-189-Reihe werden nicht mehr hergestellt. Damit sind Neuwagen des VW Konzerns (inklusiver der Töchter Audi, Seat und Skoda), wie Sie sie auf MeinAuto.de finden, grundsätzlich nicht vom VW-Abgasskandal betroffen. Denn die sind durchwegs mit Dieselmotoren der neuesten Baureihe EA 288 ausgerüstet. Einzige Ausnahme sind z.B. Lagerfahrzeuge, die noch alte Motoren enthalten können. Bei diesen Motoren ist aber davon auszugehen, dass sie wie die anderen betroffenen Motoren rasch ein Software-Update erhalten.
Auswirkungen auf die Halter betroffener Modelle:
Am 7. Oktober will VW mit dem neuen Vorstandsvorsitzenden Matthias Müller einen konkreten Plan vorlegen, wie und wann die Manipulations-Software der Dieselmotoren ausgetauscht wird. Derzeit geht man davon aus, dass rund 5 Millionen Autos zurück in die Werkstatt müssen. Die betroffenen Halter werden von VW direkt angeschrieben. Die Kosten übernimmt der Konzern.
Experten und Autofahrerclubs rechnen derzeit außerdem damit, dass es für die Halter betroffener Fahrzeuge vorerst keine Änderungen bei der Kfz-Steuer (Bezugsgrößen sind hier der CO2-Ausstoß und der Hubraum) oder bei der Zuteilung der grünen Umweltplakette (maßgeblich ist hier die Einstufung des Kraftfahrtbundesamts) geben wird.
Die Auswirkungen auf den deutschen Markt
Die Auswirkungen auf den deutschen Automarkt sind in ihrer ganzen Breite noch kaum abzuschätzen. Unsere eigene Analyse zeigt aber: Das Kaufinteresse an VW-Dieselaggregaten ist unmittelbar nach Bekanntwerden des Skandal drastisch eingebrochen – nämlich um rund 30%. Die Nachfrage nach Dieselmotoren bei anderen Herstellern scheint unter der Affäre bisher jedoch nicht zu leiden.
Wie stark das Vertrauen der Kunden langfristig angekratzt wurde und ob sich ein allfälliger Vertrauens- und Imageverlust auf die deutsche Autoindustrie und die deutsche Wirtschaft allgemein auswirken wird, das müssen die kommenden Monate zeigen. Viel wird aber davon abhängen, wie gründlich VW die Affäre aufklärt und die Fehler korrigiert.
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