Reifenwechsel
Anleitung, Tipps, Kosten, Intervalle
▶ Ein Reifenwechsel im Frühjahr und Herbst ist essenziell, und seit 2010 besteht eine Winterreifenpflicht bei Schnee- und Eisglätte
▶ Die traditionelle "O bis O" (Oktober bis Ostern)-Regel dient als Orientierung, die 7-Grad-Regel ist jedoch zuverlässiger
▶ Allwetterreifen sind eine Kompromisslösung, bieten jedoch im Sommer und Winter nicht die optimale Leistung von spezialisierten Reifen
▶ Vor dem Wechsel sollten Profiltiefe, Radmuttern, und Räder sorgfältig geprüft werden
02.10.2023 | Jeder Autofahrer kennt die Empfehlung, Winterreifen von “O bis O”, also von Oktober bis Ostern, zu fahren. Unser CarCoach hat für Dich herausgefunden, ob ein Reifenwechsel an den Ostertagen wirklich sinnvoll ist – welche Folgen eine falsche Bereifung haben kann und wie der Reifenwechsel funktioniert.
Warum ist der Reifenwechsel wichtig?
Reifen gelten als besonders wichtig, da sie den einzigen Kontaktpunkt zwischen Straße und Auto mit einer Auflagefläche einer Postkarte darstellen. Neben einem guten Zustand mit ausreichender Profiltiefe von mindestens 1,6 mm müssen das Material und die Struktur des Reifens den Anforderungen der Witterungsbedingungen der aktuellen Jahreszeit entsprechen. Ein Reifenwechsel im Frühjahr und Herbst ist daher essenziell. Zudem besteht seit dem Jahr 2010 eine in der Straßenverkehrsordnung festgeschriebene Winterreifenpflicht bei Schnee- und Eisglätte.
Autoreifen besitzen einen großen Einfluss auf die Sicherheit im Straßenverkehr und nehmen vier Hauptfunktionen ein.
- Hierzu gehört die Aufgabe, das Fahrzeug zu stützen und dessen Gewicht zu tragen. Weiterhin gleicht der Reifen Unebenheiten auf der Fahrbahn durch die enthaltene Luft oder den Stickstoff aus und dient als Federung für einen besseren Fahrkomfort.
- Über Autoreifen lassen sich Zug- und Bremskräfte übertragen, um ein Fahrzeug zu beschleunigen oder anzuhalten.
- Zudem erfolgt die Lenkung des Kfz über den Reifen.
Geeignete Räder für die entsprechende Jahreszeit gewährleisten eine sichere und komfortable Fahrt mit optimalen Fahreigenschaften. Die Gummimischung ist auf die Witterungsbedingungen abgestimmt und sorgt für ein besseres Fahrverhalten. Die richtigen Autoreifen haben dabei einen positiven Einfluss auf die Leistung, den Bremsweg, das Schleuderrisiko, den Kraftstoffverbrauch und die Sicherheit der Insassen.
Wann sollten die Reifen gewechselt werden?
7-Grad-Regel genauer als “O bis O”-Regel
Die Winterreifen-Floskel “O bis O” – Oktober bis Ostern – ist so bekannt, dass fast jeder Autofahrer schon von dieser Empfehlung gehört haben dürfte. Doch während der Oktober logischerweise immer in den Oktober fällt, variiert das Datum des Osterfests von Jahr zu Jahr: Ostersonntag ist frühestens am 22. März und spätestens am 25. April. Vor allem Ende März herrschen dabei gern noch Minusgrade, während es Richtung Mai vielerorts schon recht frühsommerlich ist. Insofern sollte die Floskel “O bis O” nur als Orientierung dienen.
Ein wenig zuverlässiger ist sogenannte 7-Grad-Regel, die auch von vielen Reifenherstellern empfohlen wird: Wenn kein Frost in Sicht ist und die Temperaturen dauerhaft über 7 Grad Celsius liegen, ist es an der Zeit, Sommerreifen aufzuziehen. Andersherum funktioniert die 7-Grad-Regel übrigens auch: Wenn es dauerhaft weniger als 7 Grad Celsius hat, kann dies als Anhaltspunkt für eine bald fällig werdende Winterbereifung dienen.
Dennoch ist bei beiden Faustformeln Vorsicht geboten: Wenn es beispielsweise im März ein, zwei Wochen wärmer als 7 Grad Celsius ist, kann dennoch nicht ausgeschlossen werden, dass es im April noch eine kalte Periode mit Schnee und/oder Eis gibt. Aus diesem Grund empfiehlt sich für das richtige Timing beim Wetterwechsel zweierlei: altbewährtes Augenmaß und ein Blick auf die längerfristige Weiterentwicklung.
Sommer- und Winterreifen
Die Unterschiede im Überblick
Dass wir überhaupt zwischen Sommer- und Winterreifen wechseln, liegt daran, dass beide Reifentypen auf das jeweilige Wetter abgestimmt sind. Sommerreifen haben eine härtere Gummimischung und ein Profil, das möglichst viel Wasser von der Straße verdrängen können soll. Dies macht Sommerreifen flexibel, um auf trockenen und nassen Straßen möglichst zuverlässig agieren zu können.
Demgegenüber sind Winterreifen weicher, um bestmögliche thermoelastische Eigenschaften bei niedrigeren Temperaturen zu bieten. Das Profil von Winterreifen zeichnet sich zudem durch eine lamellenhafte Struktur aus, um einen maximalen Halt auf schnee- und eisbedeckten Straßen zu gewährleisten.
Allwetterreifen als Kompromisslösung
Gute Allwetterreifen – auch Ganzjahresreifen genannt – können zwar durchaus eine ernstzunehmende Alternative darstellen, verhalten sich aber durchweg schlechter. Es handelt sich um eine Kompromisslösung, die vor allem in den Sommermonaten ihre Schwächen offenbart.
Sommerreifen haben im Winter weniger Grip, einen längeren Bremsweg und bieten wenig Fahrstabilität. Nachteile haben aber auch Winterreifen im Sommer: Der Bremsweg wird länger und der Verschleiß sowie der Kraftstoffverbrauch sind höher. Wenn Du im Winter mit Sommerreifen oder im Sommer mit Winterreifen unterwegs bist, solltest Du Dir vor allem über eine Sache im Klaren sein: Deine Reifen sind der einzige Kontakt, den Dein Fahrzeug zur Straße hat – und die falsche Bereifung erhöht das Unfallrisiko.
Was passiert, wenn ich mit den falschen Reifen unterwegs bin?
Seit Inkrafttreten der sogenannten Winterreifenverordnung im Jahr 2006 sind Verstöße gegen die Winterreifenpflicht außerdem bußgeldbewehrt. Wenn die Witterungsverhältnisse die Benutzung von Winterreifen erfordern und Du mit Sommerreifen erwischt wirst, werden mindestens 60 Euro fällig. Zudem gibt es einen Punkt in Flensburger Fahreignungsregister.
Die falsche Bereifung kann ferner Auswirkungen auf Deinen Versicherungsschutz haben. So kann Deine Versicherung ihre Leistungen kürzen, wenn sie Dir grobe Fahrlässigkeit nachweisen kann. Das ist etwa dann möglich, wenn du trotz erkennbar eisglatter oder schneebedeckter Straßen mit Sommerreifen unterwegs bist.
Reifenwechsel zuhause
Dieses Werkzeug brauchst Du
- Handschuhe
- Fettsignierstifte bzw. Fettkreide
- Stahl- oder Drahtbürste
- Felgenbürste und Felgenreiniger
- Wagenheber
- Unterstellblöcke
- Radkreuz/Kreuzschlüssel
- Drehmomentschlüssel
Reifenwechsel Anleitung
Vorbereitung
Im ersten Schritt ist der Reifenwechsel ausreichend vorzubereiten und die notwendigen Materialien inklusive Werkzeug zurechtzulegen. In der Praxis bedeutet das zunächst die Profiltiefe der zu montierenden Reifen mit einem Messschieber zu prüfen. Die vorgeschriebene Mindestprofiltiefe bei Pkws beträgt 1,6 mm. Experten raten jedoch bei der Montage auf Reifen mit einem Profil von mindestens 4 mm zurückzugreifen. Bei unterschiedlichen Profiltiefen der Reifenpaare sind die beiden Reifen mit stärkerem Profil an die Antriebsachse zu montieren. Die DOT-Nummer auf der Reifenflanke enthält Informationen zum Herstellungsdatum, der Reifengröße und Typenbezeichnung. Die Räder sollten den im Fahrzeugschein festgehaltenen Anforderungen entsprechen und nicht älter als 8 Jahre sein. Mit zunehmendem Alter verliert ein Fahrzeugreifen selbst bei ausreichender Profiltiefe deutlich an Bodenhaftung.
Neben den Rädern sind vor allem die zur Felge passenden Radmuttern wichtig, da es verschiedene Ausführungen gibt. Die Unterschiede liegen in der Größe und dem Sitz in der Autofelge mit Kegel- oder Kugelbund. Die geeigneten Schrauben sorgen für eine formschlüssige Kraftübertragung, ohne die Felge zu beschädigen oder sich während der Autofahrt zu lockern. Zum notwendigen Werkzeug für einen Reifenwechsel zählen ein stabiler Wagenheber, Unterstellbock, Radkreuz, Bürste, Beutel für Radschrauben, falls vorhanden ein Schlüssel für das Felgenschloss und ein Drehmomentschlüssel. Ein geeigneter Montageort sollte ausreichend Platz bieten.
Radwechsel mit Schritt-für-Schritt-Anleitung:
- Bei einem Reifenwechsel gilt es zunächst im Fahrzeug den ersten Gang einzulegen oder bei einem Automatikgetriebe den Wählhebel in die Parkposition (Stellung „P“) zu bringen und die Handbremse anzuziehen. Anschließend lässt sich ein Reifenwechsel sicher durchführen.
- Die Radkappen sind, falls vorhanden, abzuziehen und die Radbolzen um eine Viertelumdrehung gegen den Uhrzeigersinn gleichmäßig zu lockern. Bei festsitzenden Radverschraubungen bietet sich die Nutzung eines Verlängerungsrohrs aus Metall am Randkreuz an, um durch die Hebelwirkung die Schrauben einfacher zu lösen.
- Der Wagenheber kann an einer geeigneten Stelle am Unterboden platziert und das Fahrzeug in die nötige Montagehöhe angehoben werden. In der Bedienungsanleitung des Pkws finden sich im Zweifelsfall nähere Informationen zu den verstärkten Stellen am Rahmen.
- Anschließend gilt es die Radmuttern komplett zu lösen, das Rad von der Achse zu nehmen und unter das Auto zu legen. Ein Reifen, der im Vorjahr auf der Vorderachse montiert war, ist für eine gleichmäßige Abnutzung des Profils jetzt auf der Hinterachse anzubringen. Einige Räder besitzen ein laufrichtungsgebundenes Profildesign, welches mit einem Pfeil auf der Reifenflanke markiert ist. Die Montage des Reifens muss in entsprechender Rollrichtung erfolgen.
- Bevor das Rad aufgesteckt wird, ist die Reinigung der Radauflageflächen und ein kurzer Kontrollblick auf die Bremsbeläge sowie Bremsscheiben nötig. Anschließend muss das neue Rad aufgesetzt und die Radmuttern mithilfe des Radkreuzes angeschraubt werden. Das abmontierte Rad ist unter dem Auto hervorzuholen.
- Das Fahrzeug kann heruntergelassen werden, sodass der Reifen gerade auf dem Untergrund aufsteht. Die Radmuttern müssen jetzt über Kreuz mit dem vorgegebenen Drehmoment festgezogen werden. Dieser Schritt ist mit großer Sorgfalt durchzuführen.
- Zum Schluss sollten die abmontierten Reifen gekennzeichnet werden, beispielsweise mit „VR“ für die Position vorne rechts. Die markierten Räder sind am besten in einer Garage oder einem Keller bis zum nächsten Reifenwechsel zu lagern.
Wie lange dauert der Reifenwechsel zuhause?
Die Dauer des Reifenwechsels zu Hause kann von Person zu Person variieren und hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich persönlicher Erfahrung, Ausrüstung und Fahrzeugtyp. Im Allgemeinen kann der Reifenwechsel für eine Person mit ausreichend Erfahrung und den notwendigen Werkzeugen etwa 30 Minuten bis zu einer Stunde dauern.
Diese 7 Sünden solltest Du beim Reifentausch vermeiden
Zu wenig Profil
Vor der Montage sollten die Reifen genauestens überprüft werden. Zu wenig Profiltiefe bedeutet einen erhöhten Bremsweg und ein damit verbundenes höheres Unfallrisiko durch beispielsweise Aquaplaning. Zusätzlich werden 60 Euro Bußgeld und ein Punkt in Flensburg fällig, solltest Du mit zu wenig Profil erwischt werden. Geprüft werden kann mit einer 1-Euro-Münze: Ist der goldene Rand zu sehen, sollten neue Reifen verwendet werden.
Falsche Position des Wagenhebers
Gefährlich wird es bei der falschen Anwendung eines Wagenhebers. Das Auto kann vom Wagenheber rutschen und den Monteur schwer verletzen. Zusätzlich kann es zu teuren Fahrzeugschäden führen. In einer PKW-Bedienungsanleitung lassen sich Hinweise zur korrekten Positionierung finden.
Falsche Laufrichtung
Bei einer falschen Laufrichtung der Reifen steigt der Verschleiß und das Fahrverhalten leidet. Die Position sollte daher bei jedem Wechsel beispielsweise mit Kreide markiert werden. An der Reifenflanke befindet sich außerdem ein Pfeil mit den Worten “Direction” oder “Rotation”. Reifen die falsch herum montiert werden können Regenwasser nicht optimal verdrängen, sodass es zum gefährlichen Aquaplaning kommt.
Radschrauben falsch angezogen
Radschrauben werden häufig zu fest oder zu locker angezogen. In beiden Fällen kann es zu Schäden am Gewinde oder den Felgen kommen, gänzlich ungünstig wird es wenn sich die Räder während der Fahrt vom Auto lösen. Mit einem Drehmomentschlüssel kann das korrekte Anzugsmoment voreingestellt werden. Außerdem wird empfohlen, die Radschrauben nach 50 Kilometern zu überprüfen und nachzuziehen.
Falscher Reifendruck
Auch bei Werkstätten kommt es häufiger vor, dass nach einem Reifenwechsel der Reifendruck nicht optimal ausfällt. Folgen sind ein hoher Verschleiß und ein schnellerer Reifenschaden sowie ein erhöhter Kraftstoffverbrauch. An Tankstellen lässt sich der Reifendruck einfach prüfen und gegebenenfalls ausbessern.
Falsche Jahreszeit
Landläufig gilt die Meinung, dass Winterreifen von “O bis O” gefahren werden sollten – also von Oktober bis Ostern. Leider hat diese Pauschallregel nicht viel mit dem wirklichen Bedarf nach wetterfesten Reifen zu tun. Du solltest daher immer die Winterungsbedingungen im Blick haben. Sollte es beispielsweise auch nach Ostern noch schneien, sind Winterreifen zwingend nötig. Ihre volle Stärke spielen Winterreifen bei Außentemperaturen unter 7 Grad Celsius aus. Liegen die Temperaturen darüber, erhöhen sich Spritverbrauch und Reifenverschleiß, das Bremsverhalten nimmt hingegen ab. Deshalb ist es auch nicht ratsam, Winterreifen im Sommer zu fahren.
Falsche Einlagerung
Reifen müssen korrekt gelagert werden, um die Lebensdauer zu erhalten. Dafür reichen dunkle, trockene und kühle Räume, die gut belüftet werden. Direkte Sonne, Öl und Schmutz sollten gemieden werden. Kompletträder können übereinander gestapelt werden, Reifen ohne Felgen aufeinander. Letztere sollten alle paar Wochen um ein Viertel ihres Umfangs gedreht werden.
Ein regelmäßiger Reifenwechsels für die Sicherheit und Performance eines Fahrzeugs essenziell. Die traditionelle "O bis O"-Regel kann durch die präzisere 7-Grad-Regel ersetzt werden. Die richtige Bereifung beeinflusst nicht nur die Sicherheit, sondern auch rechtliche Konsequenzen und den Versicherungsschutz.
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