Der VW Tiguan führt seit 2007 das Rudel der Kompakt-SUVs an. Der Hyundai Tucson und Kia Sportage waren damals schon auf dem Markt – gesprochen hat von ihnen aber niemand. Heute zählen die zwei zu den ersten Herausforderern des Wolfsburgers. Doch wie unterscheiden sich der Hyundai Tucson und der Kia Sportage? Welches SUV hat welche Stärken, welches welche Makel? Unser Vergleichstest kennt die Antworten.
Hyundai Tucson vs. Kia Sportage
Baut die Mutter oder die Tochter das bessere Kompakt-SUV?
Hyundai Tucson
Stärken:
- kantig markant Design
- viel Platz und Stauraum
- noch etwas bessere Serienausstattung
- gelungene Abstimmung
- aktive & passive Sicherheit
Schwächen:
- Rückbank starr verbaut
- etwas zu hoher Verbrauch
- umständlicher zu bedienen
Kia Sportage
Stärken:
- Rundung als Designmerkmal
- großzügiges Platz- und Stauraumangebot
- eingängigere Bedienung
- Abstimmung & Ausstattung
- aktive & passive Sicherheit
Schwächen:
- Rücksitze nicht längs verschiebbar
- Digitalinstrument nur optional
- Verbrauch etwas zu hoch
▶ Karosserie
Hyundai Tucson liebt die scharfe Kante – Kia Sportage die wohlgeformte Rundung
2007 ist lange her. Die automobile Welt ist heute eine andere als damals. Weiterentwickelt haben sich unsere Autos vor allem elektrisch und elektronisch – und in beiden Bereichen ist Südkorea spitze. Von dieser Expertise profitiert sowohl der Hyundai Tucson wie der Kia Sportage. Beide Kompakt-SUVs machen jedoch auch optisch einiges her. Hyundai hat die Ecken und Kanten des Tucson zuletzt im Zuge der 2024er-Modellpflege nachgezeichnet.
Sie, die pointierten Ecken und Kanten, bleiben das dominierende Tucson Designthema. Beim Sportage der Tochter Kia dominieren die geometrischen Figuren nur im Bereich der Frontpartie; das restliche Design besticht mit wohl geformten Rundungen. Besonders markant ist der Unterschied zum Tucson am Heck und bei den Radläufen. Auf die Aerodynamik wirkt sich das jedoch kaum aus. Der Tucson hat einen cw-Wert von 0,32, der Sportage von 0,31.
▶ Innenraum
Sportage: Flacher, aerodynamischer – mit genauso viel Platz wie der Tucson
Dass weder der Tucson noch der Sportage besonders aerodynamisch sind, zeigt der Vergleich mit dem aktuellen VW Tiguan: sein cw-Wert liegt bei 0,28. Von den südkoreanischen Geschwistern schneidet am Ende der Kia die Luft konsequenter. Den Ausschlag gibt die kleinere Stirnfläche. Die des Tucson misst 2,65, die des Sportage 2,62 m². Kias Kompakt-SUV erarbeitet sich diesen Vorteil mit einer flacheren Bauweise. Mit 1,62 Metern baut er gut drei Zentimeter niedriger als der Tucson.
Das wirft naturgemäß die Frage auf, ob sich das innen negativ auf die Kopffreiheit auswirkt? Nein. Auf der Rückbank des Sportage haben Beine wie Köpfe selbst dann genug Luft, wenn die Insassen größer als 1,90 Meter sind: egal ob das optionale Panorama-Glasdach verbaut ist oder nicht. Das Glasdach hellt aber den Innenraum auf, sodass er sich geräumiger, luftiger anfühlt. Im Hyundai Tucson hat das optionale Panoramadach denselben Effekt.
Bei Kompakt-SUVs mit großem, praktischem Kofferraum und mäßiger Variabilität
Das Platzangebot auf der Rückbank ist in beiden Kompakt-SUV auch nahezu identisch; mit einem Hauch mehr Spiel für die Beine im Tucson. Gibt es aus dem Fond auch irgendwelche räumlichen Einschränkungen zu berichten? Ja. Lange Strecken absolvieren Erwachsene besser zu zweit; zu dritt wird es für Hüften und Schultern bald unkomfortabel. Das ist in einem VW Tiguan indes nicht anders. Dessen Platzangebot ist dank längs verschiebbarer Rücksitze jedoch um einiges flexibler.
Kia und Hyundai verzichten auf dieses Extra und belassen es bei dreigeteilten Lehnen; im Sportage kann man zumindest ihre Neigung einstellen. So oder so können wir den Stauraum durch das Umklappen der Lehnen schrittweise vergrößern: beim Sportage von 526 auf 1.751 Liter – beim Tucson von 546 auf 1.799 Liter. Je nach Antrieb weichen die exakten Maße ein paar Liter voneinander ab. Im Alltag ist das allerdings unerheblich: es ist mehr als genug Stauraum vorhanden.
Hyundai Tucson: so sauber verarbeitet wie der Sportage – aber noch umfangreicher ausgestattet
Gut nutzen lassen sich die Kofferräume des Tucson und Sportage ebenso: dank einer großen Öffnung und niedriger Ladekanten. Eine elektrische Heckklappe mit Sensorsteuerung verbauen die Hersteller jeweils ab der zweiten Ausstattung. Beim Sportage ist das die “Spirit”-, beim Tucson die “Trend”-Linie. Die Basisausstattungen heißen “Vision” bzw. “Select” – und fallen sowohl bei Kia wie bei Hyundai beachtlich umfangreich aus. Serie sind u.a. eine 2-Zonen-Klimaautomatik und ein Navigationssystem samt kabelloser Smartphone-Integration.
Hyundai spendiert dem Tucson ab Werk außerdem eine induktive Ladestation und ein großes Digitalinstrument. Im Sportage sind diese Extras erst ab der “Spirit”-Linie fix verbaut. Der Kia punktet dafür mit einer serienmäßigen Heizung für die äußeren Rücksitze und das Lenkrad; der Tucson hält mit elektrisch einstellbaren Lendenwirbelstützen für die Vordersitze dagegen. Das Bedienen fällt uns im Tucson etwas einfacher, verarbeitet sind beide gleich sorgfältig – innen wie außen.
▶ Motor
Gleiche Antriebswahl: Diesel, Benziner, Automatik, Schaltung, Front- oder Allradantrieb
Weitgehend identisch aufgestellt ist auch das Antriebsregal des Tucson und Sportage. Ein Beispiel: Beide werden auf Wunsch von einem Hybrid oder Plug-in-Hybrid angetrieben. Im Test interessieren wir uns aber mehr für die nach wie vor sehr beliebten Verbrenner – allesamt Vierzylinder Reihenmotoren mit 1.598 cm³ Hubraum. Gefüllt wird der Raum entweder mit Benzin oder Diesel. In ersterem Fall erzeugt der 1.6 T-GDI 160 PS und 265 Nm, in zweiterem der 1.6 CDRi 136 PS und 320 Nm.
Die Abweichungen bei den Antriebsvarianten, den Fahrleistungen und den Verbräuchen bzw. CO2-Emissionen sind zwischen Tucson und Sportage minimal. Die Diesel verbrauchen wie zu erwarten weniger (Energieverbrauch (kombiniert) Tucson / Sportage 5,1 bis 5,9 / 5,0 bis 5,9 l/100 km, CO2-Emission (kombiniert) 132 bis 155 g/km, CO2-Klasse D bis F) – die Benziner mehr (Energieverbrauch (kombiniert) Tucson / Sportage 6,2 bis 7,1 / 6,6 bis 7,2 l/100 km, CO2-Emission (kombiniert) 140 bis 162 / 148 bis 162 g/km, CO2-Klasse E bis F).
Verbrauch eine Spur zu hoch
Im Testmittel sind es bei den Selbstzündern gut 6,0 bis 6,5 Liter, bei den Ottomotoren 7,5 bis 8,0. Letzteres ergibt CO2-Emissionen von mehr als 200 Gramm pro Kilometer – kurzum zu viel. Acht Liter verbrennt der Benziner jedoch nur in der Basisvariante ohne 48-Volt-Mild-Hybridunterstützung. Mit ihm sinkt der Verbrauch des 1.6 T-GDI um rund einen halben Liter. Beim Diesel ist das MHEV mit demselben Effekt Stammgast – selbst in der Kombination mit manuellem 6-Ganggetriebe.
Diese Ausführung bietet jedoch nur Kia an – sonst ist das 7-Gang-DSG bei allen Antrieben mit Mild-Hybrid-System Serie; auch bei den jeweiligen Varianten mit Allradantrieb. Ein Vorteil? Ja. Die Automatik hebt zwar den Preis; sie erhöht aber auch den Komfort und die Auswahl an Assistenten.
▶ Komfort
Verbrauch eine Spur zu hoch – Serien-Sicherheitsausstattung eine Stufe über dem Durchschnitt
Die Assistenzsysteme beider SUVs sind umfangreich und bereits ab Werk stark aufgestellt. Neben den gesetzlich vorgeschriebenen Helfern gibt es unter anderem einen Querverkehrs- und Seitenwind-Assistenten sowie einen Totwinkel-Warner. Auch in puncto passive Sicherheit setzen der Hyundai Tucson und der Kia Sportage Maßstäbe – mit sieben Airbags, einer Rückfahrkamera und einem automatisch abblendenden Innenspiegel.
Beim Geräuschniveau hat der Tucson einen leichten Vorteil, beide könnten jedoch noch besser gedämmt sein. Fahrwerk und Lenkung sind bei beiden Modellen hervorragend abgestimmt, und auch die Bremsleistung überzeugt: Beide kommen aus 100 km/h spätestens nach 34 Metern zum Stehen.
▶ Kosten
Kia Sportage in der Anschaffung minimal günstiger
Gelingt es am Ende dem Preis, doch noch einen Keil zwischen Mutter und Tochter zu treiben? Nein. Auch hier bleiben die zwei südkoreanischen SUVs dicht zusammen. Der Sportage startet mit 34.690 Euro zwar 300 Euro günstiger als der Tucson: er ist ab Werk aber ein wenig besser ausgestattet. Beim Wertverlust und den Fixkosten bzw. Steuern liegen die Unterschiede im Eurobereich – so tun sich auch im Unterhalt keine nennenswerten Differenzen auf.
Technische Daten
Hyundai Tucson vs. Kia Sportage
Länge
Breite (ohne Außenspiegel)
Höhe
Wendekreis
Türen
Sitzplätze
Gewicht
Kofferraumvolumen
Hubraum
Leistung in PS
Leistung in kW
Antriebsart
Getriebe I
Getriebe II
Sprint 0-100 km/h
Höchstgeschwindigkeit
Kraftstoffart
Spritverbrauch
CO2-Emission
Anhängelast (ungebremst)
Abgasnorm
CO2-Klasse
Euro NCAP-Wertung
Herstellergarantie
Listenpreis
4.500 - 4.510 mm
1.865 mm
1.650 mm
10,9 m
5
5
1.520 - 1.684 kg
546 - 1.799 l
1.598 cm³
136 - 160 PS
100 - 118 kW
Front- und Allradantrieb
6-Gang manuell
7-Gang-Automatik
11,6 – 9,4 Sek.
180 - 194 km/h
Benzin/Diesel
6,2 – 7,1/5,1 - 5,9
132 - 162 g/km
750/1.510 - 1.650 kg
Euro 6e
D - F
5 von 5 Sterne
5 Jahre
34.990 - 49.040 €
4.515 mm
1.865 mm
1.615 mm
10,9 m
5
5
1.526 - 1.811 kg
526 - 1.751 l
1.598 cm³
136 - 160 PS
100 - 118 kW
Front- und Allradantrieb
6-Gang manuell
7-Gang-Automatik
11,6 – 9,4 Sek.
180 - 194 km/h
Benzin/Diesel
6,6 – 7,2/5,0 - 5,9
132 – 162 g/km
750/1.510 - 1.950 kg
Euro 6e
D - F
5 von 5 Sterne
7 Jahre
34.690 - 48.050 €
Technische Daten
Hyundai Tucson vs. KIA Sportage
Wenn Du mich fragst...
Die Geschichte des Kia Sportage und des Hyundai Tucson reicht weiter zurück als die des VW Tiguan. Lange lief sie jedoch im Verborgenen ab. Dass das heute anders ist, hat einen guten Grund: die Qualität, die beide Kompakt-SUVs zu bieten haben.
Im Test gibt es kaum eine Disziplin, in der mich der Tucson und Sportage nicht beeindrucken. Ein Bereich ist der leicht zu hohe Verbrauch, besonders jener des Basis-Benziners. Bei den anderen Ottomotoren und beim Diesel pendelt sich der Verbrauch im Klassenschnitt ein – dank eines 48-Volt-Mildhybrid-Systems. Der Aufpreis für den Diesel ist überraschend gering: eine gute Nachricht, wenn Du ein Vielfahrer bist. Ich bevorzuge dennoch den mildhybriden 1.6 T-GDI: aufgrund seines ruhigeren und dynamischeren Charakters. Nicht vollends überzeugen konnte mich im Test zumal die Flexibilität des Platzangebotes. Die Rückbank im Tucson und Sportage ist, anders als im Tiguan, unverrückbar.
Sonst verdienen sich die SUVs von Hyundai und Kia im Test durchwegs Bestnoten. Sie bieten Platz- und Stauraum in rauen Mengen, sind auf den Punkt, sprich sportlich aber komfortabel abgestimmt – und in puncto aktiver wie passiver Sicherheit vorbildlich ausgerüstet. Die Serien-Ausstattung ist eine Stärke beider SUVs, beim Sportage vermisse ich aber das Digitalinstrument. Dafür ist der Kia etwas einfacher zu bedienen
Doch wie kannst Du Dich so zwischen Tucson und Sportage entscheiden? Die Entscheidung wird in der Regel eine Frage des Geschmacks sein. Der Hyundai ist kantiger und auffälliger gezeichnet – der Sportage ähnlich dynamisch aber geschmeidiger.