27.03.2023 | Derzeit haben weniger als zwei Prozent aller in Deutschland zugelassenen Autos einen batterieelektrischen Antrieb. Die BEVs, die E-Autos sind aber unbestritten auf der Überholspur – bis spätestens 2035 werden alle Neuwagen elektrisch fahren. Autos mit herkömmlichen Verbrennungsmotoren sind ein Auslaufmodell. Elektroautos sind effizienter, sauberer – und somit die Zukunft. In der Fahrschule kommt diese Zukunft erst nach und nach an. Die Nachfrage aber steigt von Monat zu Monat. Ökologie und Nachhaltigkeit sind für Fahranfänger zentrale Themen – und die moderne Technik ist attraktiv. Doch kann man seinen Führerschein überhaupt schon auf einem E-Auto machen? Wird er dadurch teurer? Und gibt es schon viele Fahrschulen mit BEVs? MeinAuto.de klärt auf.
Fahrschule und Elektroauto
Alles was Du wissen musst
Kann ich meinen Führerschein auf einem E-Auto machen?
Allzu groß sind die Fahrunterschiede zwischen E-Autos und Verbrennern nicht – aber es gibt sie. Doch wer ein Auto mit Verbrennungsmotoren fahren kann, kann auch ein E-Auto fahren. Umgekehrt gilt das allerdings nicht zwangsläufig, denn Elektroautos sind in einigen Teilaspekten einfacher zu handhaben.
- Das Anfahren gelingt problemloser und ist druckvoller als mit Verbrennern.
- Der Wendekreis eines E-Autos kleiner, das Handling deshalb leichter, u.a. beim Einparken.
- BEVs haben außerdem immer eine Automatik, nie ein Handschaltgetriebe.
Gerade letzteres war bis vor Kurzem in der Fahrschule ein Problem. Wer seine Fahrprüfung in einem Auto mit Automatik absolviert, bekommt einen Führerschein mit Einschränkung. Auf dem Führerschein wird die Schlüsselzahl 78 vermerkt. Das bedeutet, die Fahrerlaubnis beschränkt sich auf Autos mit Automatik-Getriebe. Bei E-Autos ist die Automatik aber gesetzt. Der Elektromotor entfaltet seine Kraft, sein Drehmoment ohne Verzögerung. Außerdem dreht er viel höher als ein Verbrenner. Auf ein Getriebe mit mehreren, unterschiedlich übersetzten Gängen kann deshalb verzichtet werden. Da Elektromotoren zudem problemlos in beide Richtungen drehen, benötigen sie auch kein gesondertes Rückwärtsgetriebe.
B-Führerschein mit der Schlüsselzahl B197
Dass dieser Vorteil von E-Autos in der Fahrschule zum Nachteil wird, damit ist seit 1. April 2021 Schluss. Seit diesem Tag gibt es einen zusätzlichen B-Führerschein mit der Schlüsselzahl B197. Mit ihm kann die Fahrerlaubnis für Autos mit Automatik und Schaltgetriebe gemeinsam erworben werden. Einfach gesagt: Man legt seine Fahrprüfung auf einem E-Auto mit Automatik ab – ohne dass die Fahrerlaubnis danach auf Autos mit Automatik eingeschränkt wird.
Möglich wird das unter folgenden Voraussetzungen:
- Es wurden mindestens 10 Fahrstunden mit einer Dauer von jeweils 45 Minuten erfolgreich in einem Auto mit Schaltgetriebe absolviert.
- In einer 15-minütigen Testfahrt gelingt dem Bewerber der Nachweis, dass er den sicheren, verantwortungsvollen Umgang mit diesem Auto beherrscht.
Die gesetzlichen Voraussetzungen für eine Fahrprüfung in einem Elektroauto sind damit geschaffen. Fehlen nur noch Fahrschulen mit E-Autos.
Fahrschule und E-Autos
Gefragt – aber schon ausreichend vorhanden?
2019 musst man Fahrschulen mit E-Autos noch mit der Lupe suchen. Gerade einmal 5 Prozent der deutschen Fahrschulen hatten damals auch ein Elektroauto im Fuhrpark. 2021 hat sich die Lage grundsätzlich verändert. Mittlerweile gibt ein Drittel der Fahrschulen an, mindestens ein Elektroauto im Sortiment zu haben.
Die Elektroautos bringen für die Fahrschule einige Vorteil. Die Betriebs- und Unterhaltskosten verringern sich und die Fahrschule wird für Fahranfänger attraktiver. Wer mit einem E-Auto das Fahren lernt, wird später auch eher mit einem E-Auto unterwegs sein.
Was hält das Angebot noch zurück?
Es gibt aber auch noch einige Hindernisse. E-Autos sind noch vergleichsweise teuer und benötigen eine neue Ladeinfrastruktur. Außerdem ist die Zahl der E-Autos, die für die Fahrschule geeignet und zugelassen, noch begrenzt.
Die Zulassung erfolgt von den Prüfstellen des TÜV, üblicherweise während der Typgenehmigung. Der Hersteller muss sein Modell aber für die Zulassung anmelden – dem kommen derzeit noch nicht alle Autobauer nach.
Darüber hinaus muss ein Auto für die Fahrschule bestimmte Voraussetzungen mitbringen, eine ausreichende Sitztiefe, etc. Es muss garantiert sein, dass der Fahrlehrer und Prüfer alles im Blick haben können. Eine Höchstgeschwindigkeit von mindestens 130 km/h ist ebenso vorausgesetzt.
Die Zahl der BEVs, die für die Fahrschule zugelassen sind, ist deshalb aktuell noch recht eingeschränkt. Zugelassen sind u.a.:
Leasing ab
Leasing ab
Leasing ab
Leasing ab
Leasing ab
Leasing ab
Wie teuer wird der Führerschein?
Der Preis für den B-Führerschein setzt sich aus mehreren Einzelpositionen zusammen. Neben dem Grundbetrag für die verpflichtende Theorie – vorgeschrieben sind 12 Doppelstunden à 90 Minuten und 2 Stunden Zusatzstoff – fallen in erster Linie die Kosten für die Fahrstunden ins Gewicht. Sie betragen pro Stunde (45 Minuten) zwischen 50 bis 70 Euro.
Pflicht sind mindestens 12 Sonderfahrten zu je 45 Minuten: 3 in der Nacht, 4 auf der Autobahn und 5 auf Landstraßen
Alle Stunden, die darüber hinaus gehen, dienen der Übung, sind also Kür. Je geübter ein Fahrschüler ist, desto weniger weitere Fahrstunden benötigt er
Wer das Auto bereits nach den 12 Pflicht-Fahrstunden ausreichend gut beherrscht, für den wird der Führerschein mit E-Autos – durch die mindestens 10 Zusatzstunden in Autos mit Schaltgetriebe – teurer werden: maximal um 500 bis 700 Euro. Meist sind über die Pflichtstunden hinaus aber ohnehin noch weitere Fahrstunden sinnvoll, sodass der Mehrpreis für den E-Auto-Führerschein in der Regel deutlich geringer ausfallen wird. Die Kosten für die Fahrprüfung und den Fahrprüfer bleiben indes unverändert.
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