Cannabis am Steuer

08.07.2024 | Mit der Legalisierung von Cannabis in Deutschland seit dem 1. April 2024 ergeben sich auch Fragen bezüglich des Konsums und der Teilnahme am Straßenverkehr. MeinAuto.de klärt aus, was für Autofahrer zu beachten ist.

Welcher THC-Grenzwert gilt?

Aktuell liegt der Grenzwert für die THC-Konzentration im Blut noch bei 1,0 Nanogramm pro Milliliter Blutserum. Seit der teilweisen Legalisierung von Cannabis sollen für Autofahrer in Deutschland jedoch neue THC-Grenzwerte gelten. Der Bundestag hat im Juni 2024 einen Grenzwert von 3,5 Nanogramm THC pro Milliliter Blutserum beschlossen, der einem Alkoholgehalt von etwa 0,2 Promille entspricht. Dieser könnte bereits im Juli in Kraft treten, wenn auch der Bundesrat zugestimmt hat. Für junge Fahrer unter 21 Jahren und Fahranfänger in der Probezeit bleibt jedoch der strengere Grenzwert von 1,0 ng/ml bestehen.

Nach dem Konsum von Cannabis gilt zudem ein absolutes Alkoholverbot im Straßenverkehr, um die Risiken des Mischkonsums zu minimieren. Die Bundesregierung folgt mit der Anhebung des Grenzwerts auf 3,5 ng/ml der Empfehlung einer Expertengruppe, die eine Verschlechterung der Verkehrssicherheit bis zu diesem Wert für Konsumenten mit Vorerfahrung ausschließt und eine unverhältnismäßige Bestrafung von Cannabiskonsumenten verhindern möchte.

Gefahren von Cannabis am Steuer

Das Autofahren nach dem Konsum von Cannabis birgt erhebliche Risiken für die Verkehrssicherheit. Cannabis beeinflusst das zentrale Nervensystem und kann eine Vielzahl von Effekten auf den Körper haben. Zu den häufigsten zählen ein verändertes Zeitgefühl, verlangsamte Reaktionszeiten, eine eingeschränkte räumliche Wahrnehmung und eine verminderte Konzentrationsfähigkeit. Diese Auswirkungen können dazu führen, dass Autofahrer Schwierigkeiten haben, die Geschwindigkeit angemessen einzuschätzen, Verkehrsschilder und Ampeln zu erkennen oder die Bewegungen anderer Verkehrsteilnehmer vorherzusehen.

Die verminderte Wahrnehmung und das beeinträchtigte Urteilsvermögen können dazu führen, dass Fahrer Risiken falsch einschätzen und riskante Manöver durchführen. Rote Ampeln könnten übersehen werden, Kreuzungen falsch eingeschätzt werden und Fußgänger oder Radfahrer möglicherweise nicht rechtzeitig erkannt werden. Dadurch erhöht sich das Risiko von Unfällen deutlich.

Darüber hinaus kann der Konsum von Cannabis auch die körperlichen Fähigkeiten beeinträchtigen, die für das sichere Führen eines Fahrzeugs erforderlich sind. Dies kann sich in unkoordinierten Bewegungen, einem verminderten Gleichgewichtssinn und einer verschlechterten Feinmotorik äußern, was die Kontrolle über das Fahrzeug weiter beeinträchtigt. Somit stellt das Fahren unter dem Einfluss von Cannabis nicht nur eine Gefahr für den Fahrer selbst dar, sondern auch für andere Menschen im Straßenverkehr.

Bekifft beim Autofahren: Diese Strafen drohen

Wenn jemand unter dem Einfluss von Cannabis am Steuer erwischt wird, können verschiedene Strafen verhängt werden. Die Konzentration des psychoaktiven Wirkstoffs THC im Blut wird gemessen, wobei ein Grenzwert von einem Nanogramm pro Milliliter Blut gilt, außer in Bayern, wo der Wert bei zwei Nanogramm liegt.

• Bei erstmaligem Verstoß drohen 500 Euro Bußgeld, zwei Punkte in Flensburg und ein einmonatiges Fahrverbot.

• Beim zweiten Mal steigt das Bußgeld auf 1.000 Euro, und es gibt erneut zwei Punkte in Flensburg sowie ein dreimonatiges Fahrverbot.

• Beim dritten Verstoß sind 1.500 Euro Bußgeld, erneut zwei Punkte in Flensburg und ebenfalls ein dreimonatiges Fahrverbot fällig.

Zusätzlich zum Fahrerbot wird eine medizinisch-psychologische Untersuchung (MPU) angeordnet, um die Fahreignung zu überprüfen, bevor der Führerschein zurückgegeben wird. In einigen Fällen kann das Kiffen am Steuer auch als Straftat gewertet werden, was zu einem Entzug der Fahrerlaubnis und möglicherweise zu einer Freiheitsstrafe führen kann.

Wie lange dauert es, bis THC im Körper abgebaut ist?

ie Zeit, die benötigt wird, um THC vollständig aus dem Körper abzubauen, variiert je nach Person und hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dazu gehören, wie oft und wie viel Cannabis konsumiert wurde, der individuelle Stoffwechsel und die körperliche Gesundheit.

Nach einmaligem Konsum kann THC im Blut normalerweise innerhalb weniger Stunden bis zu einem Tag abgebaut werden. Bei regelmäßigem Konsum kann es jedoch viel länger dauern, bis THC vollständig aus dem Körper ausgeschieden wird. Es ist möglich, dass bei regelmäßigen Konsumenten THC noch Wochen bis Monate nach dem letzten Konsum nachweisbar ist, besonders in Haaren und Urin.

Um sicherzugehen und mögliche rechtliche Konsequenzen zu vermeiden, ist es ratsam, nach dem Cannabiskonsum mindestens 24 Stunden zu warten, bevor man wieder Auto fährt. Bei regelmäßigem Konsum ist es möglicherweise sicherer, länger zu warten, um sicherzustellen, dass man nicht mehr unter dem Einfluss von THC steht, wenn man sich hinters Steuer setzt.

THC-Grenzwerte im Ausland

Die THC-Grenzwerte in Europa variieren erheblich von Land zu Land, was die Rechtslage für Autofahrer, die Cannabis konsumieren, komplex und uneinheitlich macht. Während einige Länder strenge Null-Toleranz-Politiken verfolgen, erlauben andere geringe Mengen von THC im Blut. Diese Unterschiede spiegeln die verschiedenen Ansätze zur Verkehrssicherheit und Drogenpolitik wider. Zudem ist oft unklar, ob die angegebenen Grenzwerte für Vollblut oder Blutserum gelten, was die Vergleichbarkeit der Regelungen zusätzlich erschwert.

▶ Hinweis: Die folgenden Angaben sind nicht vollständig gesichert und sollten lediglich zur groben Einordnung dienen.

• Belgien: 1 ng/ml THC im Blut

• Bulgarien: Null-Toleranz

• Dänemark: 1 ng/ml THC im Blut

• Finnland: Null-Toleranz

• Frankreich: 1 ng/ml THC im Blut

• Griechenland: Null-Toleranz

• Großbritannien: 4 ng/ml THC im Blut

• Irland: 1 ng/ml THC im Blut

• Italien: Null-Toleranz

• Kroatien: Null-Toleranz

• Luxemburg: 1 ng/ml THC im Blut

• Niederlande: 5 ng/ml THC im Blut

• Norwegen: 1,3 ng/ml THC im Blut

• Österreich: 1 ng/ml THC im Blut

• Polen: 4 ng/ml THC im Blut

• Portugal: 6 ng/ml THC im Blut

• Rumänien: Null-Toleranz

• Schweden: Null-Toleranz

• Schweiz: 1,5 ng/ml THC im Blutserum

• Serbien: Null-Toleranz

• Slowakei: Null-Toleranz

• Slowenien: 1 ng/ml THC im Blut

• Spanien: 1 ng/ml THC im Blut

• Tschechien: 4 ng/ml THC im Blut

• Ungarn: Null-Toleranz