Autodiebstahl bei Keyless Go verhindern
CarCoach Tipps
▶ “Keyless Go” bequem – aber leichter zu überlisten als mechanische Schlüssel
▶ 9 von 10 Komfort-Schlüssel von der Sicherheitslücke betroffen – und so schlecht gegen Diebstahl geschützt
▶ Mit UWB gibt es eine technische Lösung: Sie wird allerdings erst von wenigen Herstellern genutzt, u.a. Jaguar und Land Rover
▶ Einige Verhaltensregeln erschweren die Ausnutzung der Schwachstelle; u.a. soll der Schlüssel nicht in der Nähe von Außentüren aufbewahrt werden
▶ Die Teilkaskoversicherungen übernehmen diese Diebstahlschäden trotzdem; Hausratsversicherungen den Diebstahl von Wertgegenständen nicht zwangsläufig
23.10.2023 | Die “Keyless Go”-Komfortschließsysteme sind ein echter Komfortgewinn. Kein Wunder, dass sie auch in den niedrigeren Klassen immer öfter serienmäßig verbaut werden. Die Systeme sind aber ein Sicherheits-Risiko. Weshalb, wie sich das Risiko vermeiden lässt und was die Versicherungen dazu sagen: ein Ratgeber.
Schlüssellose Zugänge
Für Jahrzehnte war der mechanische Autoschlüssel der Schüssel, um ins eigene Auto zu kommen und es zu starten. Die in Deutschland vorgeschriebene mechanische Sperre wurde damit ebenfalls entriegelt.
Ohne Schlüssel geht beim Auto nichts vorwärts – außer man ist ein Autodieb. Autodiebe kommen und kamen schon immer ohne Schlüssel aus. Heute haben sie es aber leichter als früher, ein Auto zu knacken. Der Grund: moderne Komfort-Schließsysteme.
Die Systeme tragen verschiedene Namen. Am bekanntesten ist die geschützte Marke von Mercedes-Benz bzw. Daimler, “Keyless Go”. Andere geläufige Bezeichnungen sind “Keyless Entry” bzw. “Kessy” bei VW, “Smart Key” bei Kia und Hyundai usw. Häufig heißen sie auch schlicht Komfort-Schlüssel.
Die schlüssellosen Zugangssysteme sind bei hochpreisigen Neuwagen längst Teil der Serienausstattung; mittlerweile gilt das auch für viele Modelle in den unteren Klassen.
- Sie haben ihre Vorzüge: Sie sind bequem, weil man den Autoschlüssel nicht aus der Tasche nehmen muss:
- Die Steuerungssoftware des Autos erkennt, wenn man sich dem Auto nähert. Beim Starten fällt das Drehen des Zündschlüssels weg – es genügt ein Druck auf den Startknopf.
- Die “Keyless Go”-Systeme haben aber auch einen großen Nachteil: Sie schützen schlecht gegen Manipulation und Diebstahl – deutlich schlechter als gewöhnliche Schlüssel.
Doch wo liegt die Schwachstelle, wie funktioniert das System eigentlich – und kannst Du Dich schützen?
Keyless Go und Co
So funktioniert der Komfort-Schlüssel
Komfort-Schließ- und Start-Systeme bestehen aus mehreren Komponenten und zwei separaten Einheiten: eine ist der Schlüssel, die andere das zuständige Steuergerät im Auto. Die wichtigsten Bestandteile sind:
- ein mechanischer Schlüssel mit einer Fernbedienung und einem Transponder;
- Empfangsantennen und Sensoren im Auto;
- eine bordseitige Steuerungseinheit.
Die Systeme im Schlüssel und im Auto tauschen auf verschiedenen Frequenzen ein Signal aus: entweder beständig oder aktiviert durch einen Näherungssensor im Türgriff. In dem Fall wird das System aus dem Schlaf-Modus aufgeweckt, wenn man sich mit dem Schlüssel dem Auto nähert. Die Steuerungseinheit im Auto wechselt in den Empfangsmodus, signalisiert seine Bereitschaft mit einem codierten Signal – und wartet, bis es seinerseits vom Schlüssel ein Signal erhält. Der Transponder im Schlüssel erkennt die Empfangsbereitschaft, dekodiert das Signal mit Hilfe eines RFDI-Chips und sendet ein codiertes Signal zurück. Das Steuergerät im Auto kann dieses Signal gleichfalls dekodieren – und es mit dem eigenen, ausgesendeten Code abgleichen. Stimmt er überein und ist der Signalpegel hoch genug, sprich der Schlüssel nah genug, öffnet sich die Tür, wenn man am Türgriff zieht. Kommt hingegen kein passendes Signal zurück, fällt das System zurück in den Standby – die Tür bleibt verschlossen.
Beim Start des Motors wiederholt sich dieser Ablauf, allerdings wird er mit dem Drücken des Startknopfs initialisiert. Ist der Schlüssel mit RFDI-Chip nicht in der Nähe, startet das Auto nicht. So weit so gut.
Komfort-Schlüsselsysteme
Das Signal als Schwachstelle und potentielle Sicherheitslücke
Dieser Signalaustausch der Systeme, insbesondere die Signalpegel-Messung, ist aber die Schwachstelle des Komfort-Schlüssels. Ohne die geeigneten Gegenmaßnahmen kann er zu einer Sicherheitslücke werden. Ein Problem ist, dass der Code mitgehört werden kann. Die meisten Systeme trennen Öffnungs- und Schließcodes nicht. Die große Schwachstelle ist die permanente Messung der Signalstärke. Sie soll sicherstellen, dass der Schlüssel nah genug am Auto ist.
Genau diese Schwachstelle kann aber ausgenutzt werden, indem das Signal mit Hilfe von Relaisstationen verstärkt wird – und dem System nur eine Nähe vorgaukelt. Das Ausnutzung dieser Sicherheitslücke wird “Relay-Station-Attack (RSA)” genannt. Für geschickte Diebe ist es kein Problem, das Signal auf eine Länge von 400 Meter zu strecken; auch durch Wände. Damit sind potentiell auch Komfort-Schlüssel, die im Haus liegen, ungeschützt.
Bekannt ist diese Sicherheitslücke seit über zehn Jahren. Leider besteht sie vielfach bis heute. Der ADAC testet regelmäßig, wie anfällig Neuwagen auf eine Relay-Attacke: mit ernüchternden Ergebnissen. Nach wie vor sind weniger als 10 % der “Keyless Go”-Systeme geschützt. Einmal geknackt, fährt das Auto, solange der Motor läuft.
Wie kannst Du Dich vor diesen Autodiebstählen schützen?
Einer Relay-Attacke ist man aber nicht schutzlos ausgeliefert. Es gibt einfache Verhaltensregeln und technische Lösungen, die die Nutzung dieser Schwachstelle erschweren.
Die wichtigsten Vorsichtsmaßnahmen sind:
- Du solltest den Komfort- Schlüssel nicht in der Nähe der Außentüren aufbewahren.
- Wenn möglich, sollte das Auto in der abgesperrten Garage stehen.
- Ein spezielles Schutz-Etui hilft, das Signal abzuschirmen. Beim Öffnen muss der Schlüssel aber aus dem Etui genommen werden – die Lösung ist also reichlich unpraktisch.
Außerdem gibt es einige allgemeine Regeln, wie Du Dein Auto vor Diebstahl schützen kannst. Bei den Komfort-Schließsystemen sind aber eindeutig die Hersteller in der Pflicht. Sie müssen Systeme anbieten, die sicher sind. Technische Lösungsansätze gibt es seit Jahren:
Eine Möglichkeit sind Bewegungssensor im Schlüssel; sie sind aber nicht besonders zuverlässig. Die sicherste technisch Lösung ist eine digitale Funktechnik, die Ultra-Wide-Band-Technik (UWB). Sie kann die Distanz zum Komfort-Schlüssel nicht mit über den Signalpegel bestimmen, sondern auch durch eine Laufzeitmessung des Signals. So lässt sich die Distanz zum Schlüssel exakt bestimmen– eine Signalverlängerung fliegt sofort auf. Die UWB-Technologie wird mittlerweile auch dazu genutzt, Smart-Home-Anwendungen zu sichern.
Einige Hersteller setzen UWB Diese Technologie auch bereits bei ihren Komfort-Schließsystem ein.
- Begonnen haben damit 2018 Jaguar und Land Rover.
- Auch beim Cupra Born und Formentor, beim Audi A3 und Q4 e-tron, beim VW Golf 8 und der ID-Serie sind diese sicheren “Keyless Go”-Schlüssel im Einsatz.
- Langsam ziehen auch anderen Hersteller wie BMW, Hyundai, Skoda und Seat sowie Mercedes nach.
Steigen die Versicherungen bei einer “Keyless Go”-Manipulation aus?
Wie Versicherungen mit den Folgen einer erfolgreichen Relay-Attacke umgehen, hängt von der Art der Versicherung ab. Kasko- und Hausratsversicherungen gehen bei der Schadensregulieren unterschiedlich vor.
Der Diebstahl eines Autos wird von der Teilkaskoversicherung gedeckt. Sie zahlen in der Regel auch dann, wenn der Diebstahl durch ein manipuliertes “Keyless Go”-System ermöglicht wurde. Einige Versicherer machen aber eine Ausnahme. Wird das Signal abgefangen, bevor es das Auto erreicht und es absperrt – durch so genanntes Jamming –, kann auch die Kasko-Versicherung. Auch bei einem Komfort-Schlüssel ist es deshalb ratsam, immer zu prüfen, ob die Tür auch wirklich abgesperrt wurde.
Bei der Hausratsversicherung ist die Rechtslage hingegen unsicherer. Ein Versicherer hat die Entschädigung für die aus dem Auto gestohlenen Wertgegenstände mit dem Hinweis verwehrt, dass es keine Einbruchsspuren am Auto gab – und damit auch keinen Beweis für einen Einbruch. Der Richter bestätigte in seinem Urteil die Einschätzung des Versicherers.
Mittlerweile geht es den Autoschlüsseln nicht nur an den Bart, sondern auch den Kragen. Komfort-Schlüssel, die nicht mehr aus der Tasche genommen werden müssen, sind bei Neuwagen immer häufiger serienmäßig. Die “Keyless Go”-Systeme haben aber ein Problem. Sie sind nicht sicher. 9 von 10 Komfort-Schließsystemen lassen sich zurzeit durch eine einfache Relay-Attacke mit einem Signalverstärker austricksen. Bekannt ist dieser Sicherheitslücke seit mehr als zehn Jahren – die wenigsten Hersteller haben bisher darauf reagiert.
Eine technische Lösung gibt es längst, die Ultra-Wide-Band-Technik USB. Jaguar und Land Rover nutzen diese Technik seit 2018. Mittlerweile sind auch einige Modelle des VW-Konzerns damit ausgestattet; ebenso die ersten von BMW, Hyundai und Mercedes.
Von der Teilkaskoversicherung ist ein Diebstahl durch eine Relay-Attacke aber gedeckt. Einige Hausratsversicherungen verweigern aber die Schadensabwicklung bei einem Diebstahl von Wertgegenständen aus dem Auto.
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