Ford Capri EV (neues Modell)

▶ Karosserie & Design

Vom schmächtigen Sportcoupe zum opulenten SUV-Coupe

Der legendäre, zwischen 1968 und 1986 gebaute Ford Capri war ein Sportcoupe mit zwei Türen und vier Sitzplätzen zu einem erschwinglichen Preis. Wiedergeboren wurde der Capri 2024 als 4,63 Meter langes SUV-Coupe. Wie preiswert es mit einem Basispreis weit jenseits der 40.000 Euro ist, wird sich zeigen – ebenso ob das Karma mit ihm und uns gnädig war? Zweifellos fest steht: der neue Capri hat mit dem alten wenig gemeinsam.

Das belegen bereits die Maße. Das SUV-Coupe ist mit 4,63 Metern rund 30 Zentimeter länger als das Ur-Modell; und mit 1,63 Metern praktisch ebenso viele Zentimeter höher. Mit 1,87 Metern ist er zudem an die zwanzig Zentimeter breiter. Logisch, dass der neue Capri ungleich dominanter und opulenter wirkt als der Vorgänger. Die große Vergangenheit hat Ford jedoch keineswegs vergessen.

Sie soll beim neuen Capri mit der Zukunft eine athletische Einheit bilden. Serienmäßig lackiert Ford diese Einheit deshalb im legendären ʺVivid Yellow". Auch einige Designelemente folgen dem Vorbild des Ur-Capris: zum Beispiel der flache Kühlergrill, der sich zwischen den Voll-LED-Scheinwerfern und ihrer horizontalen Lichtsignatur streckt. Ein weiteres ikonisches Element ist die runde, C-förmige hintere Seitenscheibe.

▶ Innenraum & Ausstattung

Voll digitalisiert und ab Werk nahezu voll ausgestattet

Soweit zum Exterieur. Innen im neuen Capri ist vom alten Sportcoupe nichts mehr zu sehen. Ford spricht von einem “hochdigitalen” Innenraum, der auf das Wesentliche reduziert wurde. Uns schwant Böses, denn in der Regel verkompliziert die digitale Reduktion die Bedienung; das wiederum dämpft den Fahrgenuss. Im Capri ist das anders. Das Interieur hält gar einige erfreulich Überraschungen breit.

Die erste ist der Ausstattungsumfang. Bis auf ein paar Zierleisten und die Premium-Polsterung sowie das Premium-Soundsystem packt Ford alle Gustostücke in die Serienausstattung. Zu nennen wären bspw. die 2-Zonen-Klimaautomatik, die induktive Smartphone-Ablage und die beheizbaren Vordersitze. Der Fahrersitze lässt sich zudem 12-fach elektrisch einstellen; und für eine ausführliche Massage nutzen. Spezielle Ergonomie-Sitze gibt es gegen Aufpreis.

Mini-Digitalinstrument, riesiger, schwenkbarer Touchscreen & kleinlicher Bedienung

Der Dreh- und Angelpunkt des Capri-Cockpits sind die digitalen Anzeigen. Das digitale Instrument fällt mit gut 5 Zoll überraschend klein aus. Es ist aber so geschickt im Blickfeld positioniert, dass es beinahe ein Head-up-Display ersetzt. Beinahe, denn das optionale, echte Head-up-Display spiegelt die Schlüsselinformationen direkt in unser Blickfeld. Der zweite Bildschirm scheint mit 14,6 Zoll wettmachen zu wollen, was dem Kombiinstrument der Größe nach fehlt.

Der Clou des Touchscreens ist aber weniger seine Größe als seine Beweglichkeit. Er ist schwenkbar und kann somit individuell eingestellt werden. Das Schwenken öffnet außerdem den Zugang zum kleinen, hinter dem Bildschirm versteckten Geheimfach. Die Bedienung des vernetzten “Ford SYNC Move”-Navigationssystems und des Capri selbst ist kein großes Geheimnis: auch dank der zahlreichen Schnellwahltasten. Nur die Icons auf dem Touchscreen sind relativ klein und damit etwas umständlich in der Handhabung.

Riesiges Staufach, großzügige Platzverhältnisse & enormer Stauraum

Alles andere als klein ist das 17 Liter große Staufach in der Mittelkonsole des Ford Capri; der Namen “Mega Console” passt. Wie viel in dieses Fach passt ist ebenso erstaunlich wie die Tatsache, dass es überhaupt in der Mittelkonsole Platz hat. Das Platzangebot für den Fahrer und die Passagiere ist weniger erstaunlich. Es ist so, wie wir es von einem Mittelklasse-SUV erwarten: wirklich großzügig. Dass Ford im Capri auf eine verschiebbare Rückbank verzichtet, ist deshalb verzeihlich.

Das gilt umso mehr, da selbst der ID.5 von VW diese praktische Spielerei weglässt. Der Capri kann sich das zumal eher leisten: denn sein Kofferraum ist um einiges größer. Er fasst 627 bis 1.510 Liter – der Volvo EC40 und der Kia EV6 kommen kaum noch aus dem Staunen heraus. Wir staunen über die mit 65 Zentimeter für ein SUV außergewöhnlich niedrige Ladekante, den praktischen, faltbaren Ladeboden – und die rundum hochwertige Einrichtung.

▶ Motor & Antrieb

E-Antriebsstrang von VW in drei Varianten mit viel Reichweite & hoher Effizienz

Bei den Motoren geht das Staunen weiter. Den Ford hat sich für den Capri VWs Elektro-Plattform geholt. Mit den Wolfsburgern arbeiten die Kölner bereits im Bereich der Nutzfahrzeuge erfolgreich zusammen. Da hat man sich wohl gedacht: weshalb in die Ferne schweifen. Im Capri verbaut Ford den VW-E-Antriebsstrang in drei Varianten: zwei setzten auf einen Heck-, eine Ausführung auf einen Allradantrieb (Energieverbrauch (kombiniert) 13,3 bis 16,5 kWh/100 km, CO2-Emission (kombiniert) 0 g/km, CO2-Klasse A).

Das zweite Unterscheidungskriterium der Antriebe ist die Kapazität des Akkus; das dritte die gelieferte Leistung. Beim Capri Standard Range holt sich der 170 PS starke E-Motor an der Hinterachse die Energie aus einem 52 kWh großen Lithium-Akku. Im Capri Extended Range dreht die Synchronmaschine hinten mit 286 PS und 545 Nm auf; die Batterie speichert 77 kW. Dieser Antrieb beschleunigt das SUV-Coupe in 6,4 Sekunden von 0 auf 100 und maximal auf 180 km/h.

Nachgeladen werden muss im Idealfall der Norm erst nach 627 Kilometern. Im Test sehen wir Reichweiten zwischen 550 bis 600 Kilometer – da gibt es nichts zu meckern. Bei der Dual-Motor-Version steigert ein Asynchronmotor an der Vorderachse die Leistung schließlich auf 340 PS. Das senkt die 0-100-Sprintzeit auf 5,3 Sekunden – und die Reichweite um rund 30 Kilometer. Der Verbrauch bleibt so oder so moderat: im Test bewegt er sich zwischen 15 und 18 kWh. Schnell geladen werden die Akkus auch: mit maximal 135 bzw. 185 kW in unter 30 Minuten.

▶ Komfort & Fahrgefühl

Agilität dank moderner Fahrwerkstechnik – aber kein Adaptiv-Fahrwerk

Wir setzen uns in Bewegung und blicken kurz zurück. Als Sport-Coupe war der Ford Capri von Anfang an mit veralteter Fahrwerkstechnik unterwegs: hinten etwa mit einer Starrachse samt Blattfedern. Der neue Capri, das Crossover-SUV, vertraut auf moderne Technik: mit Schraubenfedern und einer Mehrlenkerachse. Mit den tiefer gelegten Vorder- und Hinterachsen versteht es der neue Capri die Power in die Kurve zu übersetzen.

Trotz 2,77 Meter langem Radstand fährt sich das SUV ungewöhnlich agil. Beim Blick auf den Wendekreis wird alles klar. Mit Heckantrieb beträgt er 9,7 Meter – das ist ein Kleinwagenmaß. Mit Allradantrieb wächst er sich auf 10,8 Meter aus Allradantrieb. Dass Ford keine adaptive Federung anbietet, ist in der Mittelklasse ein Malus. Das Fahrwerk ist zwar gut austariert. Die Komfortansprüche sind in der D-Klasse aber höher.

▶ Kosten

Vernünftiges Preisschild und Sicherheit als Aushängeschild

Den Fokus legt Ford beim neuen Capri aber eindeutig auf die Sicherheit und die Assistenz. Man packt nahezu alles in die Werksausstattung, was das eigenen Programm hergibt. Die Daten für deren Arbeit liefern drei Radar, zwölf Ultraschallsensoren und fünf Kameras. Serienmäßig nutzen ihre Informationen u.a. ein Fahrpur-Pilot, eine adaptive Geschwindigkeitsregelanlage mit “Stop&Go”-Funktion sowie ein Fahrspur-Assistent.

Bei dieser Ausstattung und Ausrichtung versteht es sich von selbst, dass vom kleinen Preis des einstigen Sportcoupe nichts mehr übrig ist. Im Vergleich mit den Mitbewerbern ist der Ford Capri aber kein teures elektrisches SUV-Coupe. Er kostet ähnlich viel wie ein VW ID.5, Volvo EC40 und Kia EV6.