BMW i5 Touring (neues Modell)

Mit der Submarke ʺi" treibt BMW seit 20210 die Entwicklung der eignen Elektromobilität an. Am Beginn stand der kleine i3, in Fahrt kam das Projekt zuletzt mit SUVs wie dem iX3, iX5 und iX. Seit geraumer Zeit werden nun die klassischen Karosserieformen elektrifiziert. Der erste elektrische Kombi ist der i5 Touring; er hat mit dem Audi A6 e-tron und dem VW ID.7 Tourer starke heimische Konkurrenz. Wir haben den BMW i5 Touring getestet.

BMW i5 Touring: E-Kombi debütiert mit einer stattlichen Länge von über fünf Metern

Beim jüngsten 5er, der Generation Nr.8, fährt BMW – wie bei den meisten SUVs – motorisch wieder mehrgleisig. Neben konventionellen Verbrennern initiieren im Mittelklasse-Kombi auch Plug-in-Hybrid- und E-Antriebe Bewegung. Für alle Varianten gleich ist: keiner bekommt für den ersten Eindruck eine zweite Chance: auch nicht der i5 Touring. Äußerlich unterscheidet sich die Elektroversion kaum von den Geschwistern; nur die ʺM"-Variante i5 M60 trägt mit dem ʺM Sportpaket" dicker auf.

In der Mittel- und Businessklasse ist das durchaus probat – zu protzig wäre jedoch kontraproduktiv. Die richtige Mischung ist gefragt, und BMW hat sie mit dem Design und den Proportionen des 5er Touring beinahe perfekt getroffen. Einzige Ausnahme ist für uns die Länge von 5,06 Metern. Sie schränkt die Alltagstauglichkeit ein; mit einem Wendekreis von 12,5 Metern dürfen wird den i5 Touring getrost als unhandlich bezeichnen.

Unhandlich aber ungemein komfortabel und geräumig

Die Proportionen des i5 Touring sind dennoch stimmig. Dank der ungewöhnlichen Länge und der zurückhaltenden Designsprache tritt BMWs Kombi zumal richtig stattlich auf. Gewürzt wird das Gesamtbild mit einem guten Schuss Dynamik an Front und Heck: u.a. durch eine beleuchtete Doppelniere; und eine sich dezent verjüngende Dachlinie. Innen erweist sich die Länge ebenfalls als Vorteil. BMW hat den zusätzlichen Raum genutzt, um den akustischen Fahrkomfort zu steigern: durch eine noch gründlichere Geräuschdämmung.

Der zweite Vorteil der enormen Länge? Der jüngste 5er Touring offeriert seinen Fahrgästen so viel Freiraum wie noch nie. Vorne ist vornehmlich die Schulterfreiheit gewachsen – im Fond zusätzlich und im Besonderen die Beinfreiheit. Wie großzügig die Freiräume sind, lässt sich an einer einfachen Feststellung erkennen. Im i5 Touring hat man selbst mit einer Größe von über zwei Metern noch unbedrängt Platz.

BMW i5 Touring: veganer Innenraum mit vereinzelten, ungewohnten Schnitzern bei der Verarbeitung

Kurzum: Das Platzangebot des i5 Touring ist überragend – bei einem Radstand von nahezu drei Metern kommt das allerdings kaum überraschend. Dass BMW im aktuellen 5er-Kombi – und damit auch beim i5 Touring – bei der Verarbeitung teilweise patzt: das ist für uns hingegen sehr wohl eine Überraschung. Es sind nur Kleinigkeiten, die uns missfallen: bspw. die Türtaschen, die nicht mit Stoff ausstaffiert sind.

Bei einem Premium-Modell mit Premium-Preis sind aber selbst diese Kleinigkeiten unangemessen. Schade ist das im Besonderen, weil die Materialien durch die Bank so hochwertig sind, wie sie sein sollen; erstmals sind sie auch vollständig vegan. Vom, von Produkten tierischen Ursprungs freien, Innen- wechseln wir in den mit Gepäckstücken voll beladenen Kofferraum. Voll beladen ist er bei aufgestellten Rücksitzlehnen mit 570 Litern.

E-Kombi: riesiger, praktischer Kofferraum und ein starkes Zugfahrzeug

Mit der dreiteilig umklappbaren Lehne lässt sich das Stauraumvolumen des i5 Touring schrittweise auf 1.700 Liter steigern. Der Kofferraum ist mit dem E-Antrieb gleichgroß wie mit den konventionellen Antrieben. Anders gesagt: BMW ist es gelungen, die rund 550 Kilo schwere Batterie so geschickt zu integrieren, dass sie keinen Platz und Stauraum wegnimmt. So kann der i5 Touring sogar mit dem Kofferraumvolumen des VW ID.7 Tourers mithalten: dem elektrischen, bekanntermaßen besonders praktischen Passat.

Der Kofferraum des BMW ist indes mehr als groß, er ist auch praktisch: dank einer großen Öffnung, einer niedrigen Ladekante und einer automatischen Heckklappe sowie elektrischen Fernentriegelung der Lehnen. Der i5 Touring ist deshalb im Nu gepackt. Erweitern lässt sich das Packmaß mittels Anhängerkupplung: sie trägt 80 Kilo Stützlast und kann bis zu 2,0 Tonnen ziehen. Wie hoch die Anhängelast am Ende ist, entscheidet der Antrieb – zwei stehen zur Wahl.

BMW i5 Touring: als sportliche Kombi mit Heck- und als Sportkombi mit Allradantrieb

Der i5 Touring wird elektrisch entweder über die Hinterachse angetrieben: mit dem 313 PS und 400 Nm starken i5 eDrive40 Touring (Kraftstoffverbrauch kombiniert WLTP: 16,5 – 19,3 kWh auf 100 km, 0 g/km CO2 und Energieeffizienzklasse A+++). Im ʺMy Mode"-Fahrmodus ʺSport" kitzelt – die ʺeDrive"-Elektronik der 5. Generation – kurzfristig sogar 340 PS und 430 Nm aus der fremderregten Synchronmaschine. Der Standardsprint ist in sechs Sekunden erledigt, in der Spitze sind gut 190 km/h möglich.

Trotz dieser Fahrleistungen ist der i5 eDrive40 nicht der Tempobolzer, sondern der Cruiser. Für die Höchstleistungen ist der i5 M60 xDrive mit, im ʺM Sport Boost"-Modus maximalen 601 PS und 820 Nm zuständig (Kraftstoffverbrauch kombiniert WLTP: 18,3 – 20,6 kWh auf 100 km, 0 g/km CO2 und Energieeffizienzklasse A+++). Mit ihm absolviert der i5 Touring den Sprint von 0 auf 100 in atemberaubenden 3,8 Sekunden; die Höchstgeschwindigkeit begrenzt BMW bei 230 km/h.

Begeisternder Antritt, exzellente Effizienz und alltagstauglicher Aktionsradius

Derartige Fahrleistungen zehren selbstredend kräftig an den Energiereserven. Der i5 Touring überrascht uns hier allerdings erneut: Zum einen fallen die Energiereserven des Lithium-Ionen-Akkus mit einer Nettokapazität von 81,2 kWh vergleichsweise moderat aus. Beim Audi A6 e-tron und beim Porsche Macan sind es 95 kWh. Zum anderen erweisen sich die fremderregten Synchronmaschinen BMWs selbst bei den Leistungen des i5 als Meister der Effizienz. Die Werte der Norm sind durchaus realistisch.

Mit dem i5 eDrive40 reicht die Energie laut WLTP-Messung für 582 km; im i5 M60 xDrive maximal für 516. Real muss man je nach Fahrweise und Wetter 40 bis 80 Kilometer abziehen. Beim Cruiser bleibt so im Alltag ein familientauglicher Aktionsradius von 500 Kilometern; beim M Automobil bräuchte es dafür eine übermenschliche Beherrschung. Unabhängig davon steht fest. Audis E-Kombi hat mit einer Normreichweite von 700 Kilometer den längeren Atem.

BMW i5 Touring: perfekt abgestimmt und auf höchstem Level assistiert

Der Audi A6 e-tron lädt auch schneller als der BMW i5 Touring: der Ingolstädter mit maximal 270, der Münchner mit maximal 205 kW. Der Audi lädt damit im Idealfall in 10 Minuten 300 Kilometer nach, der BMW 150: das eine ist herausragend, das andere exzellent. Bei der Fahrdynamik hat der i5 Touring die Konkurrenz hingegen weiter im Griff. Der 5er Kombi ist zwar nicht mehr ganz so dynamisch wie seine Vorgänger. BMW setzt auf ein ausgesprochen fein geschliffenes Fahrwerk – mit einem überragenden Komfort.

Die Einachs-Luftfederung an der Hinterachse ist bei beiden Antrieben Serie, das adaptive Sportfahrwerk im i5 M60. Die Lenkung arbeitet in der Mittellage jedoch nicht so präzise wie wir es von BMW gewohnt sind – und auch die Bedienung des serienmäßig voll digitalisierten Cockpits hat ungewohnte Tücken. Die hervorragende Sprachbedienung kann das aber weitgehend überspielen. Vollends überzeugen kann uns die Assistenzausstattung; optional gibt es sogar einen halbautomatisierten Autobahnassistenten.